Russische KP könnte bei den heutigen Dumawahlen stark zulegen
In COMPACT 12/2011 gibt es ein Interview mit KP-Chef Gennadi Sjuganow – und mit dem CDU-Euroschirmkritiker Wolfgang Bosbach. Ich glaube, diese Kombination bekommt sonst kein deutsches Printmedium zustande, oder? COMPACT ist die einzige Zeitschrift, wo demokratische Linke und demokratische Rechte, kluge Muslime und kluge Islamkritiker im Dialog sind – und die political correctness lustvoll gebrochen wird. Abonnieren Sie COMPACT JETZT – bis 31.12. sparen sie 20 Prozent!
Die russische KP dürfte heute bei den Duma-Wahlen stark zulegen. Im Unterschied zu deutschen und westeuropäischen Linken ist sie eine dezidiert patriotische Kraft, die aber die sozialen Schieflagen der Putin-Politik kritisiert.
Auszüge aus dem Interview in COMPACT 12/2011:
?Bei den Präsidentschaftswahlen 1996 haben Sie nach Aussagen auch vieler Unabhängiger das Wettrennen mit Jelzin klar gewonnen, und trotzdem wurden die Ergebnisse zu dessen Gunsten manipuliert. Befürchten Sie das auch jetzt?
1996 haben Jelzin und die Oligarchen die Wahlen gefälscht. Nun, das ist Geschichte. Heute ist die Situation besser, aber bei weitem nicht so, wie es sein sollte. Ich lege großen Wert auf die Anwesenheit von Wahlbeobachtern, auch aus dem Ausland, auch aus Deutschland. Das habe ich meinen Gesprächspartner aus SPD und Linkspartei klar gesagt. Darüber hinaus bildet meine Partei derzeit 500.000 Sympathisanten zu Wahlbeobachtern aus.
?Welches Gesellschaftsmodell strebt die russische KP an? Zurück zum Sowjetsozialismus, zur Planwirtschaft?
Wir treten für gemischte Eigentumsformen ein, was selbstverständlich auch privates Eigentum an Produktionsmitteln einschließt. Ich war in letzten Jahre mehrere male in China. Ich bin tief beeindruckt, wie es die chinesischen Kommunisten geschafft hatten, mehr als eine halbe Milliarde Menschen aus der Armut zu retten. Zum ersten Mal in der langen Geschichte Chinas gibt es heute keine hungrige Menschen gibt. In weiten Teilen der Gesellschaft herrscht Wohlstand.
?Ihre Partei sieht also mehr in Richtung China?
Nein. Meine Partei will weder das chinesische Modell noch das Modell der westeuropäischen Sozialdemokratie kopieren, sondern einen eigenen, russischen Weg gehen. Man muss die Zukunftslösungen in den eigen Wurzeln, in der eigenen Geschichte suchen. Vom affenartigen Kopieren fremden Modellen halte ich nicht viel. Nur so viel ist klar: Eine neue Wirtschaftspolitik erfordert mehr staatliche Regulierung als heute.
?Und die Menschenrechte?
Ich war mit meinen Mitarbeitern häufig im Westen. Immer stellen sie uns die Frage: Wie steht es mit der Pressefreiheit in Russland? Wie mit den Menschenrechten? Ich höre mir das alles ruhig an. Am Ende frage ich meine verehrten westlichen Kollegen: Und wie steht es bei euch mit dem Recht auf Arbeit? Habt ihr das Recht, eure Regierung am Kriegführen zu hindern? Wie steht‘s mit dem Recht auf eine eigene Wohnung? Da ist meistens Sendepause. In China stellt uns keiner solche Fragen. Die Chinesen wollen nur wissen: Was hat ihre Regierung in den letzten fünf Jahren erreicht? Was sind eure konkrete Ergebnisse? Was wollt ihr in zehn Jahren machen?
(Weiterlesen in COMPACT 12/2011.)
ja, die „verehrten westlichen kollegen“… hahaha !
da ist wirklich sendepause. kein wunder. erbärmlich, von menschenrechten zu faseln und dann, wie sjuganow vollkommen zurecht sagt, die eigenen verbrechen auszublenden zu versuchen. aber vor dem fall kommt bekanntlich der hochmut…
armer westen !!!
Schade, daß nicht nach außenpolitischen Themen und Visionen gefragt wurde. Vielleicht wollte er das nicht.
Die Putin-Regierung gilt zwar als „patriotisch“, prorussisch, aber in mehreren wichtigen Fällen hat sie die Agenda von USA bzw. Israel verfolgt. Etwa hätte Rußland im Sicherheitsrat den Krieg der NATO gegen Gaddafi durch ein Vetoverhindern können, und es hätte auch die jetzige Kriese um den Iran verhindern können, wenn Putin die bereits lange zugesagten (und m.E. sogar schon bezahlten Abwehrraketen an den Iran ausgeliefert hätte. Warum bloß hat Putin das getan, was
„der Westen“ von ihm verlangt hätte?
Es wäre aufschlußreich gewesen, wenn Sjuganow zu diesen Fragen Stellung genommen hätte und zu der Haltung, die er und seine Partei gegenüber den Übergriffen der NATO einnimmt.
Die hemmungslose Gier, die in den Jahren von Jelzens Regierung in Rußland herrschte, hat vielen Menschen die Augen geöffnet und zur Überzeugung geführt, daß die Kommunisten wohl doch nicht nur dummes Zeug erzählten und
zu dieser Zeit mehr soziale Gerechtigkeit herrschte.
So gesehen muß uns die Sympathie vieler einfacher Russen für
die Kommunisten nicht wundern. Ähnliche Zustände gibt es ja auch in Ostdeutschland, obwohl die Veränderungen nach der Wende viel sozialer abgefedert wurden.
Auch in Deutschland wird es weitere soziale Einschnitte geben
und entsorechend werden sich die Betroffenen verstärkt linken Parteien zuwenden.
mit freundlichen Grüßen
die russische KP hat keine klare Analyse und keine Vision, das Beste was sie tun kann, und ja auch tut, ist, sich der putinschen Restauration als Stabilisator anzudienen. Interviewt doch mal Nikolai Starikov – intellegenter Nationalist mit kluger Analyse und scheinbar auch mit Vision.
Im Unterschied zu deutschen und westeuropäischen Linken ist sie [die russische KP] eine dezidiert patriotische Kraft, …
Das ist genau die Differenz, die imho auch den Unterschied im Erfolg ausmacht.
Von der russischen KP lernen heißt siegen lernen.
Nachtrag: Starikovs Website und, als Anregung: Премии имени Геббельса
Herr Elsaesser, etwas nebenbei, weil ich es gerade las. können Sie eine Quellenangabe hierzu nennen?:
Zitat JE:
„Monate vor Möllemanns Tod sprang eine junge Frau aus der selben Fallschirmschule unwissentlich mit dem Geschirr von Möllemann ab und starb ebenfalls, weil sich beide Schirme nicht öffneten – offenbar der erste misslungene Versuch eigentlich Möllemann zu töten, der kurz vorher aus terminlichen Gründen abgesagt hatte.“
alles andere wusste ich, DAS aber war mir jetzt neu.
Huu, bald wird Russland demokratisch !
Der Krieg gegen den Iran wird trotzdem geführt, nicht weil keiner etwas dagegen hätte, nein, weil alle dafür sind.
Oder, weil der dritte Weltkrieg notwendig ist.
So, zumindest die herrschende Elite, in ihren Aussagen, die Bevölkerung muss auf 2 Milliarden reduziert werden und der Rest dann, wird versklavt.
Und Du glaubst den ganzen Scheiß auch noch.
Wer nicht an Gott glaubt, Jesus Christus nicht in seinem Herzen hat, ist gnadenlos verloren.
Also, drehe dich um, glaubt dem Elsässer nichts mehr und tut Busse.
Busse tun, heißt einfach nur umkehren zum Herrn Jesus Cheistus und seine Wege gehen. Es ist einfach.
Er verspricht dafür, das ewige Leben.
Ist das nichts ?
Denke bitte noch einmal darüber nach.
Und verifiziere alles mit der Bibel, die Gottes Wort ist.
Gehe nicht verloren, in Jesus Christus findest Du endlich deine Erlösung.
Katzenklick: Amen und Hosiannah!
Katzenklick Dezember 4, 2011 at 19:57
Gehe nicht verloren, in Jesus Christus findest Du endlich deine Erlösung.
Keiner geht verloren, Katzenklick. Weil wir alle eins sind. Und ja, Du kannst durch Jesus Christus von der Illusion der Zerteilung und Sünde erlöst werden, wenn Du seinem Beispiel folgst und Dich mit Gott in eins setzt.
Sjuganov war bereits in den 90ern bei allen politisch-korrekten Linken im Westen als „Ant-Eye Sam-Eyed“ verschrien.
Mit den Obsessionen der West-Linken – SchwulInnen- und FrauInnenbefreiung, political correctness, gender mainstreaming, dem ganzen obszönen Karneval der Randgruppen – haben orthodoxe Kommunisten nie etwas am Hut gehabt.
Deswegen finde ich es interessant, daß sich in westlinken Kreisen der große deutsche Dichter Peter Hacks postum einer (freilich nicht ungeteilten) Bewunderung erfreut. Hacks würde solche Leute fraglos für eine besonders dekadente Spezies von Spät-Bourgeois gehalten haben. Oder kann man sich vorstellen, daß einer wie Hacks etwas so Gräßliches wie die feministischen „Slutwalks“ goutiert hätte ? Wenn überhaupt, dann nur insofern, als dieses Aufgebot verquollener Scheußlichkeit ihn in der Gewißheit bestärkt hätte, daß die westliche Gesellschaft zum Untergang verdammt ist.
@ Jan R.
Die Geschichte mit der Frau war ganz anders. Die Frau sprang mit ihrem eigenen Fallschirm, der von ihrem Ex-Freund aus Rache fürs Schlussmachen sabotiert worden war. Der Mann wurde dafür auch wegen Mordes verurteilt.
Wo Herr Elsässer seine Version der Geschichte her hat, würde mich auch interessieren.
Yummybear Dezember 4, 2011 at 22:24
Sjuganov war bereits in den 90ern bei allen politisch-korrekten Linken im Westen als „Ant-Eye Sam-Eyed“ verschrien.
Oder kann man sich vorstellen, daß einer wie Hacks etwas so Gräßliches wie die feministischen „Slutwalks“ goutiert hätte ? Wenn überhaupt, dann nur insofern, als dieses Aufgebot verquollener Scheußlichkeit ihn in der Gewißheit bestärkt hätte, daß die westliche Gesellschaft zum Untergang verdammt ist.
Ja. Es ist eine gültige Ausdrucksgestalt von bourgeoiser Dekadenz und Liederlichkeit, die im Zerfall freigesetzt wird und enorme Selbst-Destruktivität entfaltet – sowohl auf der Ebene des einzelnen Subjekts als auch im Kollektiv, der Gesellschaft.
Bezüglich der Frage von Jan R.:
Hieß es damals wegen der abgestürzten Fallschirmspringerin nicht, es sei ein Anschlag eines ehemaligen Freundes gewesen, der den von ihr benutzten Fallschirm unbrauchbar gemacht hätte? Wobei ich nicht mehr weiß ob diese Geschicht vor oder nach Möllemanns Tod verbreitet worden ist. Und ob es nicht sogar Berichte über eine Verurteilung dieses Exfreundes gibt. Wäre die Geschichte dann erfunden oder ein womöglich Unbeteiligter verurteilt worden? Oder hätte derselbe Mann Möllemanns Fallschirm ein weiteres Mal für dessen Absturz beschädigt?
Gab: „Die Geschichte mit der Frau war ganz anders. Die Frau sprang mit ihrem eigenen Fallschirm, der von ihrem Ex-Freund aus Rache fürs Schlussmachen sabotiert worden war. Der Mann wurde dafür auch wegen Mordes verurteilt.“
und wo hast Du deine Story her? Bist Du dabei gewesen, als der Schirm sabotiert wurde? Wow, ich schätze, wir übertreffen uns ständig gegenseitg im Hirnwixen. Wir sollten einen Hirnwix-Kontest veranstalten. Bin sicher, da lernt man coole Leude kennen.
Jan R.: Bitte achten Sie auf das Sprachniveau. Der Kollege hat einen sachdienlichen Hinweis ggeben.
@JE:
In meinem Text war durchaus Selbsterkenntnis und Selbstkritik drin.
bitte prüfen Sie deshalb den Text-to-Emotion-Translator. auf ihrem PC. Der hat wohl noch nicht das Update 1.2.
katzenklick: was schreibst´n du hia füa ´n schwachsinn, hä? glaubst, du, man kann dir deinen jesus abnehmen ? nein, mein lieber. denn mit jesus christus hat deine äußerung nix am hut. oder wenn ich dich missverstanden habe und du doch gegen den kreg gegen iran sein sollteste, dann erkläre es hia.
mossad-dr.: Jesus liebt auch Sie!
Hi Katzenblick, ich hba da auch noch was für dich:
http://gottinberlin.jesus.net/?/10/Ichhabe-Jesus-als-meinen-Erloser-angenommen.html&gclid=CJr8gYmoxawCFcWGDgod3V0erA
Auszug: „Vater im Himmel, mir ist klar geworden, dass ich mein Leben selbst bestimmt habe und von dir getrennt bin. Vergib mir meine Schuld.“
Wer eigenverantwortlich, selbstbewusst handelt, kommt direkt in die Hölle. Lassen wir uns von Bischof Walter Mixa u. a. Kollegen sagen, was wir tun müssen, damit unsere Seele gerettet wird.
1986 oder `87, auf dem Höhepunkt von Glasnost/Perestroika, erschien in einer westdeutschen „linken Publikumszeitschrift“ ein Interview, das der Herausgeber, assistiert von einem prominenten Sexualwissenschaftler, einem Vertreter des Fundi-Flügels der Grünen und einem Marburger Politologie-Professor, mit einem sowjetischen Parteijournalisten führte.
Auf die Frage, ob der UdSSR eine feministische Bewegung fehle, zog der sowjetische Journalist zum Entsetzen der Interviewer über die westliche „Emanzenbewegung“ vom Leder, deren Aktivistinnen „nur von sich reden machen“ wollten. Das ganze Interview demonstriert auf mustergültige Weise, daß die Liebe zur großen Sowjetunion bei vielen westlichen Intellektuellen auf nichts anderem beruhte, als auf Projektion und Wunschdenken. Der Interviewte und die Interviewer redeten aneinander vorbei Vielleicht hatte der Sozialismus sowjetischer Prägung keinen Feminismus, weil er die Frauen weitgehend ins Arbeitsleben integriert hatte, sodaß einer müßigen Klasse privilegierter Frauen, die solche Obsessionen hätten entwickeln und kultivieren können, einfach der Nährboden entzogen war.
Man braucht den Realsozialismus nicht rückwirkend zu verklären, um der Meinung zu sein, daß der Zusammenbruch des Ostblocks, dortselbst nicht weniger als im Westen, Konsequenzen nach sich gezogen hat, in deren Lichte der status quo ante als das geringere Übel erscheint. Der Eiserne Vorhang, so schlimm er war, hatte eben auch die (zu seinen Lebzeiten wenig bemerkte) Eigenschaft, bestimmte destruktive Tendenzen moderner westlicher Gesellschaften von den Ländern des Ostblocks fernzuhalten.
Yummybear Dezember 5, 2011 at 12:36
Das ganze Interview demonstriert auf mustergültige Weise, daß die Liebe zur großen Sowjetunion bei vielen westlichen Intellektuellen auf nichts anderem beruhte, als auf Projektion und Wunschdenken.
Ja, Gestalt richtig erkannt.
Jummybear und Joachim: das Wort als Bezeichnung einer Gruppe kam im Frankreich der Bürgerlichen Revolution im Zuge der Reflexion der verschiedenen Stände auf, und war ursprünglich abwertend gemeint. Ich bin kein westdeutscher Intellektueller. Eine bipolare Welt, wie sie Putin 2007 während der Sicherheitskonferenz in München indirekt befürwortete, als er die durch die USA dominierte, unipolare Welt(-unordnung) kritisierte, war tatsächlich besser, sogar für die Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs. Projektion oder Verklärung benötigt diese Einschätzung nicht.
JÜrgen elsässer:
haarscharf am thema vorbei ist auch daneben. hab ich darüber geredet, ob jesus mich liebt ?
er hat sich seit einiger zeit nicht mehr bei mir gemeldet.
Danke für das Interview! Hier ist was über die Positionen der KPRF.
KP-Wahlprogramm: Nationalisierung, neue Union der Brüdervölker und Kampf gegen Russenhass
http://de.rian.ru/russia/20111014/260956761.html
„Die Kommunistische Partei Russlands hat eine Einladung der Nationalisten zur Teilnahme am „Russischen Marsch“ am 4. November abgelehnt. „Es ist ein gutes Signal, dass die prinzipienfeste Position der KP Russlands zum Schutz des russischen Volkes, der russischen Kultur, der russischen Sprache und nationaler Werte erhört wurde“, sagte KP-Vizechef Iwan Melnikow am Donnerstag in Moskau. „Zugleich halten wir es für unmöglich, an derartigen Veranstaltungen teilzunehmen, weil die Lösung solcher Probleme durch Konfrontation und Konflikte nicht nur gefährlich, sondern verderblich wäre. Das kann zum Zerfall des Landes führen“, betonte er.“
http://de.rian.ru/russia/20111027/261165755.html
Außenpolitisch möchte die KPRF für Russland neue Verbündete finden – und ausgehend von der bestehenden Drei-Staaten-Zollunion eine „Union der Brudervölker“ schaffen. International solle die Rolle der UN gestärkt und der Einfluss der Nato beschränkt werden. Am liebsten sähen es die Kommunisten, wenn das westliche Bündnis ganz aufgelöst würde.
Verstaatlichung statt „wilder Markt“
Sollte die KPRF an die Hebel zur Lenkung Russlands kommen, so ist ihrem Programm zufolge eine Verstaatlichung der Unternehmen der Rohstoffwirtschaft, des Elektroenergie-Sektors, der Metallurgie und des Flugzeugbaus zu erwarten.
Fernsehen soll vaterländische Werte vermitteln
Film und Fernsehen soll nach Meinung der Kommunisten „wieder zu Quellen der Vermittlung grundlegender moralischer Werte, von Patriotismus und bürgerlicher Verantwortung werden“.
http://www.aktuell.ru/russland/politik/kommunisten_zur_duma_wahl_gegen_nato_und_dumm_tv_4237.html
@ Erasmus
„Projektion oder Verklärung benötigt diese Einschätzung nicht“
Solange die UdSSR bestand, war die „Liebe“, die viele westliche Intellektuelle ihr entgegenbrachten, durchaus von „falschem Bewußtsein“ gespeist. Handelte es sich doch zumeist um Personen, die vom radikalsten Individualismus gar nicht genug bekommen konnten; die Selbstverwirklichung und sexuelle Libertinage auf ihre Fahnen geschrieben hatten. In der kalten Luft einer autoritär-kollektivistischen Gesellschaft hätten die meisten dieser Leute nicht atmen können (weshalb sie sich ja auch damit beschieden haben, die Sowjetunion aus sicherer Entfernung zu lieben).. Insofern ist es durchaus folgerichtig, daß Teile der in der Protestbewegung der 60er Jahre wurzelnden Linken nach dem Ende der Blockkonfrontation bei der Verherrlichung des Warenkonsums, des Hedonismus, ja selbst der Pornographie gelandet sind. Manche haben sich gar zu der Erkenntnis durchgerungen, dass ihre verblichene Geliebte nicht wirklich eine Schönheit, ja eigentlich sogar eine bösartige Antisemitin gewesen sei (mit welcher späten Einsicht sie die Wirklichkeit genauso sicher verfehlen, wie ehedem mit ihrer Liebe).
Der Hauptstrom der westdeutschen Linksintelligenz war von den Lehren der Frankfurter Schule inspiriert worden; deren führende Köpfe freilich hatten sich schon vor dem Zweiten Weltkrieg jeder Sympathie für den Sozialismus sowjetischer Prägung entschlagen. Obwohl der späte Adorno und der späte Horkheimer in ihrer Einschätzung der Weltlage erheblich divergierten, läßt sich sagen, daß die beiden führenden Denker der Kritischen Theorie – wenn auch nicht ohne Skrupel – in der westlichen Allianz unter US-amerikanischer Führung und in der westlichen Wohlstandsgesellschaft das kleinere Übel sahen (eine Ansicht, der man vielleicht sogar zustimmen würde, wenn man nicht inzwischen wüßte, daß der Westen nur so lange das geringere Übel sein konnte, wie ihm mit dem Realsozialismus ein machtvoller Gegner gegenüberstand).
Die Konstellation des Kalten Krieges ist im Lichte der Entwicklung seit 1989/90 gewiß als das kleinere Übel anzusehen – was gerade NICHT heißt, daß die Fremdbestimmung des östlichen Europas durch die UdSSR nicht von Übel gewesen wäre. Andererseits ist nicht zu leugnen, daß der Sowjetkommunismus spätestens seit den frühen 60er Jahren nicht mehr der menschenfresserische Moloch, sondern ein autoritäres System von durchschnittlicher Bösartigkeit war (welche Bösartigkeit aber eben nur EINE Seite seines Wesens ausmachte).
Es sind Umstände denkbar, unter denen ein Ende der Blockkonfrontation erstrebenswert gewesen wäre (etwa, wenn einer Auflösung des Ostblocks auf westlicher Seite ein Rückzug der USA in die politische Selbstgenügsamkeit gefolgt wäre; wenn Europa wirklich wieder Herrin ihres eigenen Schicksals geworden wäre) Heute, 20 Jahre nach dem Ende des Realsozialismus, scheinen diese Umstände weiter entfernt denn je, und darum kommt man, glaube ich, nicht um die Feststellung herum, daß die Ereignisse von 1989/90 eine Wende zum Schlechteren bewirkt haben. Talk about unintended consequences !
Die deutsche Vereinigung – soll man um ihretwillen den Ereignissen von 1989/90 einen versöhnlichen Aspekt abgewinnen ?
Ach was. Wenn die deutsche Politik gewollt hätte, dann hätte sie die Vereinigung früher haben können. Von Seiten aller 4 Siegermächte gab es diplomatische Vorstöße zur Lösung der deutschen Frage, die Regierungen in Bonn und Ost-Berlin haben sie allesamt unterlaufen, und meistens aus gutem Grunde. Eine Ausnahme bildet lediglich die berühmte Stalin-Note von 1952. Ansonsten muß gesagt werden, daß die deutsche Politik gute Gründe hatte, die Teilung aufrechtzuerhalten.
Ich bin sicher, daß die Bundesrepublik im Herbst 1989 bestrebt war, die Entwicklung in der DDR in ihre Regie zu nehmen, weil dort die Demonstrationsbewegung der zivilisierten Führung der Bürgerrechtsgruppen zu entgleiten drohte. Wäre der Konflikt zwischen der Staatsmacht und den Volksmassen aber eskaliert, wäre u.U. eine Destabilisierung die Folge gewesen, welche auch auf die Bundesrepublik hätte übergreifen können. An den gewaltsam-anarchischen Verhältnissen, die in den ersten Jahren nach der Vereinigung in Teilen der Ex-DDR herrschten, läßt sich ablesen, daß die Lage dort es in sich hatte, in ähnlicher Weise zu eskalieren, wie zur selben Zeit in Jugoslawien oder in den Kaukasusrepubliken. Vor dem Hintergrund einer solchen Entwicklung, mag den Verantwortlichen in Bonn die Einheit als das kleinere Übel erschienen sein. Daß die Einheit selbst unabsehbare Folgen und einen hohen Preis haben würde, dürfte den Verantwortlichen klargewesen sein. Vieles spricht dafür, dass selbst Kohl im Herbst 1989 die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Lage in der DDR noch nicht aufgegeben hatte.
Unserem Lande war eher damit gedient, unter dem schützenden Panzer postnationaler politischer Formen sein Dasein zu fristen. Erst seitdem sie Vergangenheit ist, hat man so recht gemerkt, inwiefern die Zweistaatlichkeit auch einen Schutz für unser Land darstellte. Die DDR hatte die Stirn, das Erbe des Dritten Reiches auszuschlagen; sich auf die fortschrittlichen Überlieferungen deutscher Geschichte zu berufen und sich einzig gegenüber der UdSSR verantwortlich zu zeigen, wohingegen das vereinigte Deutschland, unendlich mehr, als selbst die alte BRD, als Nachfolgestaat des Dritten Reiches unter Generalverdacht gestellt bleibt – einen Verdacht, gegen welchen die DDR gefeit war (und welcher auch niemals ernsthaft gegen sie erhoben wurde). Unter den Machtverhältnissen, die in der westlichen Welt herrschen, konnte die deutsche Vereinigung nichts anderes nach sich ziehen, als eine Wiederkehr der alten Dämonen. Die Tatsache, daß gewisse Befürchtungen, die die deutsche Vereinigung weckte, nicht säumten, wenigstens symbolisch in Erfüllung zu gehen; daß durch die Vereinigung die Vergangenheit nicht bewältigt, die Folgen von Nazismus und Krieg nicht auf Abstand gebracht wurden, sondern – als politische Anmaßung von außen, als bewußtseinsmäßige Hypothek, als „self-fulfilling prophecy“ – erst so recht zur Dauerpräsenz wurden (eigentlich schon, seitdem Mitte der 80er der Zusammenbruch der Blockkonstellation sich abgezeichnet hatte); zeigt das Verhängnis, das da über uns waltet.
Man soll Helmut Schmidt nicht immer beim Worte nehmen, seine letzte Rede ist, wie viele Reden deutscher Politiker nach `45, symbolpolitisch zu verstehen. Schmidt war sich der Tatsache, daß unter den gegebenen Verhältnissen die Zweistaatlichkeit Deutschland schützte, sehr wohl bewußt; weshalb er, nicht anders als sein Nachfolger, nichts unternahm, was das Gleichgewicht zwischen Ost und West aus dem Lot bringen konnte. So etwa 1980/81, als die westliche Welt sich mit der polnischen Gewerkschaft Solidarität solidarisierte, die Bundesregierung aber, weise genug, von einem polnischen Chauvinismus nichts Gutes zu erwarten, sich passiv verhielt.
„Fernsehen soll vaterländische Werte vermitteln
Film und Fernsehen soll nach Meinung der Kommunisten „wieder zu Quellen der Vermittlung grundlegender moralischer Werte, von Patriotismus und bürgerlicher Verantwortung werden“.
Kein Wunder, dass die westliche Linke von der KPRF nichts wissen will – was nicht gegen, sondern für die KPRF spricht.
Kleiner Nachtrag zu den Wahlfälschungen und Massenfestnahmen:
Nach Daria Mitja, einem KPRF-Politiker, haben sich Moskauer Untersuchungsrichter in Scharen krankgemeldet, um die Festgenommenen nicht aburteilen zu müssen.
Quelle: http://www.novayagazeta.ru/news/52451.html
Google-Übersetzung:
Moskau: Friedensrichter in Scharen ins Krankenhaus, wollten nicht Verwaltungsverfahren gegen die festgenommenen Demonstranten überprüfen
07.12.2011 2011.12.07
Nach Daria Mitja, einem prominenten Politiker der Linken, ehemaliger Stellvertreter des russischen Staats-Duma von der Kommunistischen Partei, die sie gemeinsam in seinem Blog, lernen, „heute die Hälfte der Moskauer Richter in jenen Bereichen, wo es Massenverhaftungen, nicht zur Arbeit gehen“.
Die „Nowaja Gaseta“ prüft diese Informationen, aber wir wissen bereits, dass viele der Gefangenen im Triumph-Platz am Vortag, veröffentlichte heute eine Quittung, dass die Person festgenommen und freigelassen, vor Gericht kommen nächste Woche. Die Polizei seine unerwartete Menschlichkeit zu erklären, dass die Richter keine Zeit haben, um die Fälle von Ordnungswidrigkeiten zu betrachten, weil „viele Verstöße.“