Merkozy, Goldman Sachs und das „andere“ Europa

Referat von Jürgen Elsässer auf der deutsch-französischen Euro-Konferenz von „Horizons et Débats“ am 28. Januar in Paris

Das Goldman Sachs-Verschwörung

Die amerikanische Privatbank hat ihre Gewährsleute an den Kommandopositionen unserer Geldpolitik platziert: an der Spitze von Europäischer Zentralbank und vom Euro-Rettungsschirm.

Die Euro-Krise wurde von Goldman Sachs langfristig geplant. Dabei nutzte das Geldhaus die Gier der politischen Klasse Griechenlands, die – unabhängig von der jeweiligen Parteizugehörigkeit – zu den korruptesten der Welt zählt. Als im Jahr 2000/2001 der Beitritt des Landes zur Euro-Zone anstand, halfen die New Yorker Banker der Linksregierung von Konstantinos Simitis bei der erforderlichen Reduzierung des Haushaltsdefizits und organisierten nicht nur Kreditbuchungen in Höhe von 15 Milliarde Euro, sondern ertüftelten auch die Tricks, um die Schuldenaufnahme gegenüber Brüssel zu vertuschen. Die Hilfestellung hat sich angeblich ordentlich rentiert: Goldman Sachs soll eine Milliarde Euro kassiert haben, fast sieben Prozent der Darlehenssumme. Die Wallstreet-Banker verkauften die griechischen Anleihen an gutgläubige Kunden, darunter Finanzinstitute in Deutschland und Frankreich, weiter.

(…)

Bei diesem räuberischen Angriff auf das Euro-System bedient sich Goldman Sachs folgender Personen:

Mario Draghi: Der italienische Zentralbank-Chef folgte im Oktober 2011 anstelle des gemobbten Bundesbank-Chefs Axel Weber dem Franzosen Trichet nach und trat an die Spitze der EZB . Von 2002 bis 2005 war er Vize-Direktor von Goldman Sachs International – und half mutmaßlich bei der Schönung der griechischen Bilanzen.

Klaus P. Regling: Der Deutsche ist seit dessen Einrichtung zu Jahresanfang 2011 Chef des Euro-Rettungsfonds ESFS und dürfte, wenn die vorläufige Institution unter dem Kürzel ESM ab Sommer 2012 in eine dauerhafte umgewandelt wird, in dieser Position bleiben. Regling war im Jahr 2001 der Komplice von Draghi: Als Generaldirektor der Wirtschafts- und Finanzabteilung der Europäischen Kommission. In dieser Funktion hätte er die von Griechenland eingereichten und von Goldman Sachs vorher frisierten Kennziffern über die Verschuldung des Landes prüfen müssen.

(neu)

Lucas Papademos: Griechischer Zentralbank-Präsident von 1994 bis 2002, kommandierte als solcher den Übergang von der Drachme zum Euro und muss in die entsprechenden Tricksereien von Goldman Sachs eingeweiht gewesen sein. Nach dem Sturz von Premier Papandreou Anfang Dezember 2011 – Sie erinnern sich: Sein Verbrechen war, dass er einen Volksentscheid zum Euro ansetzen wollte – wurde Papademos griechischer Regierungschef, ohne Wahl.

Auf dieselbe undemokratische Weise wurde Marion Monti italienischer Regierungschef. Berlusconi musste zurücktreten, als die großen Fonds Mitte November in einer koordinierten Aktion Geld aus Italien abzogen. Monti gehörte nach 1995 zur informellen Gruppe der „internationalen Ratgeber“ von Goldman Sachs.

Vor dem Hintergrund dieser Personalentscheidungen titelte Time Magazin am 11. November 2011: „Regime Change in Europa: Läuft in Italien und Griechenland ein Bankiersputsch?“ Und der Londoner Independent hatte am 18. November 2011 die Überschrift: „Ist das der Preis der neuen Demokratie? Goldman Sachs erobert Europa“.

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Goldman Sachs und die angelsächsische Finanzoligarchie wollen meines Erachtens den Euro nicht zerstören, sondern als Melkmaschine benutzen, um kontinentaleuropäisches Kapital in ihre Taschen umzuverteilen. Für dieses verbrecherische Vorhaben gibt es zwei konkurrierende Modelle, das deutsche und das französische. Der Plan Merkel lautet: Zuerst sollen Griechen, Spanier, Italiener den Gürtel noch enger schnallen, erst dann bekommen sie Hilfsgelder aus dem Euro-Rettungsschirm. Der Plan Sarkozy ist umgekehrt: Zuerst sollen Stützungsgelder, möglicherweise auch über Eurobonds, fließen, erst im zweiten Schritt greift die Schuldenbremse. Beide Pläne bauen auf die Abschaffung der nationalen Souveränität zugunsten einer diktatorischen EU-Wirtschaftsregierung. Der Unterschied der beiden Modelle ist, wer am meisten bluten muss bei der Errichtung der Diktatur: Im Modell Sarkozy fließt deutsches Steuergeld zur Rettung Griechenlands, also zur Rettung der dort am stärksten engagierten französischen Banken und ihrer angelsächsischen Partner. Im Modell Merkel müssen Griechen, Spanier etc. ihre Infrastruktur verschleudern, um die genannten Banken auszuzahlen, Deutschland wird eher geschont.

Ich betone: Beide Modelle laufen auf eine Diktatur hinaus, auf eine EUdSSR. Von der historischen UdSSR unterscheidet sich die EUdSSR dadurch, dass sie nicht auf einer sozialistischen, sondern einer finanzkapitalistischen Grundlage ruht, und dass ihre Befehlszentrale nicht im Moskauer Kreml, sondern in der Wallstreet und der City of London ist.

Obwohl Merkel für eine diktatorische Tendenz steht, ist der Vergleich zwischen ihr und Hitler absurd. Hitler vertrat in all seiner Scheußlichkeit die Interessen des deutschen Kapitals. Merkel vertritt die Interessen der internatonalen Finanzoligarchie. So etwa die der Deutschen Bank, die schon längst von London aus geführt wird, und der großen deutschen Aktienunternehmen, die schon längst mehrheitlich im ausländischen Besitz sind. Das deutsche Volk und die genuin deutsche Industrie, also die großen Familienunternehmen und der Mittelstand, stehen der Euro-Politik unserer Regierung skeptisch bis ablehnend gegenüber, haben aber keine politische Vertretung in Berlin. Das Problem sind nicht die Zombies der Vergangenheit, auch nicht der deutschen. Das Problem sind die postmodernen Retortenmonster wie Merkozy, die in den Labors der Finanzfrankensteins zusammengekocht wurden.

Die politische Alternative kann ich aus Zeitgründen nur skizzieren: Wir müssen zurück zur Europäischen Gemeinschaft, also dem „Europa der Vaterländer“ vor den Maastrichter Verträgen 1991, wie es DeGaulle und Adenauer ursprünglich konzipierten. Das brachte Frieden und Wohlstand für den ganzen Kontinent. Bei der Energie- und Rohstoffversorgung müssen wir uns unabhängig machen von den angloamerikanischen Lieferanten, die uns Europäer in ihre nahöstlichen Kriege hineinzuziehen. Öl und Gas können wir von den Russen bekommen, die uns Deutsche selbst in den kältesten Phasen des Kalten Krieges immer zuverlässig belieferten.

Kurz und knapp: EG statt EU, eurasische Orientierung statt euroatlantischer Orientierung, Souveränismus statt Globalismus.

Vielen Dank.

23 Kommentare zu „Merkozy, Goldman Sachs und das „andere“ Europa

  1. Danke für diesen guten Kommentar. Die sogenannte Globalisierung dient nur der Finanzoligarchie und den
    internationalen Großkonzernen, die die Welt beherrschen wollen
    ohne jegliche staatliche Kontrolle oder soziale Verpflichtung.
    Leider arbeiten Merkel und Schäuble daran mit.

    Das wird weitgehend zu Arbeitslosigkeit und Massenelend führen und mit einer Diktatur zur Ruhighaltung und Unterdrückung
    der Bevölkerung einhergehen.

    mit freundlichen grüßen

  2. Klare Worte, das Aufzeigen der Zusammenhänge zwischen Finanzoligarchie, die zum Großangriff auf Europa und ALLE dort lebenden Menschen angetreten sind (auch die sich so wähnenden VIP´s werden nicht verschont werden!!!) und den gewählten und bereits nicht mehr gewählten “Volksvertretern”. Oder soll man besser sagen: Volkszertreter?

    Die Deppen vergnügen sich bei Dschungelcamp, DSDS, Sportevents u.ä. zur Untenhaltung der Menschen erfundenen Ablenkungen und merken nicht, daß langsam die Schlinge um den Hals aller zugezogen wird.

    Die Deppen braucht es allerdings nicht. Es braucht nur eine kleine entschlossene Gruppe von klugen und ehrlichen Menschen, um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.

    Es braucht Sie!

  3. Wenn das erste Land die „EUdSSR“ verlässt (vielleicht Ungarn), dann bricht alsbald darauf der ganze Laden zusammen. Ein „Europa der Vaterländer“ wäre eine gute Nachfolgelösung.

    Ob es friedlich dazu kommen kann, ist leider zweifelhaft. Budapest könnte nämlich ein zweites „1956“ erleben („Eurogendfor“). Deshalb wäre es am günstigten, wenn auf Verabredung mehrere Noch-EU-Mitglieder gleichzeitig austräten.

    Dem kommunistischen Albanien rechne ich es hoch an, dass fristlos den Warschauer Pakt verließ, als Prag 1968 von den „Bruderländern“ überfallen wurde.

  4. sehr guter Vortrag.

    „Goldman Sachs und die angelsächsische Finanzoligarchie wollen meines Erachtens den Euro nicht zerstören, sondern als Melkmaschine benutzen, um kontinentaleuropäisches Kapital in ihre Taschen umzuverteilen.“

    Den Euro wollen sie nicht zerstören, aber ich glaube nicht um des melkens willen da „die“ ohnehin wirklich ohne Ende Geld haben (bedingt durch die Kreditvergabe über die FED/EZB, die „sie“ ja kontrollieren), vielmehr dient der Euro um eine effiziente zentrale „Kontrolle“ über viele Länder synchron ausüben zu können… denen geht es nicht ums Geld oder Profit an sich, über die Schulden kontrollieren sie die Länder.

  5. Die Goldmännchen haben sogar noch eins oben drauf gesetzt, auf die Perfidie. Sie haben ihre Kenntnisse des von ihnen initiierten und durchgeführten Betrugs benutzt, um dann erfolgreich gegen (!) Griechenland zu spekulieren.

    Dafür gibt es in der Deutschen Sprache nicht einmal ein Wort. So fremd ist uns das. Und genau deshalb lassen wir auch all‘ das mit uns machen: Wir können schlicht nicht begreifen, was da vor sich geht, weil wir keine Begriffe dafür haben.

    Ich glaube „Chuzpe“ greift es in etwa, vielleicht.

  6. ein video von dieser euro-konferenz in paris wäre wünschenswert. gibt´s da was ?

  7. furchtbar alles. ich sagte es von anfang an, alles geplant, um am ende alles eintüten zu können. ob eines tages eine anklage wie hochverrat daraus werden wird, für manche politkader unseres landes?

    mit mulmigen gefühl plädiere auch ich nun für einen euro-ausstieg (bin ja eigentlich für den kern-euro, aber leider wohl einer der wenigen), auch wenn ich das ende des euro als sehr gefährlich ansehe. deutschland könnte schnell zum feindbild werden und in einen krieg z.b. mit frankreich und/oder griechenland geraten. deutschland als sündenbock für das ganze desaster in vielen eu-ländern. würde mich mal interessieren für wie hoch die wahrscheinlichkeit einer solchen gefahr einschätzt, jürgen.

    ansonsten jürgen, klasse rede!

  8. Nun gut.
    Eigentlich ist das alles in den Grundzügen bekannt.
    Kann man was dagegen tun?

    Man kann, denke ich.

    Griechenland hat gemauschelt und betrogen, Goldemann machts möglich. Betrug ist immer noch ein Offizialdelikt, Mittäterschaft und Beihilfe auch. Offenkundig ist ja sogar beweisbar, wer und wann und wie. Es fehlt also ein Fachmann, der eine fundierte Anzeige schreibt. Natürlich kommt dabei nicht wirklich etwas heraus, kein Staatsanwalt oder Richter wird den Großen ans Bein pinkeln.

    ABER:
    Ein Verfahren wird es wohl geben, und das wäre eine Sensation, der auch der Schweigekomplott der sog. „Medien“
    nicht ausweichen könnte. Alle EU-„Bürger“ erfahren, was gespielt wird. Und nebenbei wird eine Menge von COMPACT die Rede sein!

    (…)

    Anonymous: Bitte vor dem nächsten Kommentar als COMPACT-Abonnent Freischaltung beantragen über elsaesser@compact-magazin.com

  9. Das Europa-Modell „Königin Europa“ von Sebastian Münster („Cosmographia“ 1828) ist tatsächlich die beste Option für alle europ. Länder (das u.a. auch mit Samuel Huntington bekämpft wird). Das haben Sie sehr richtig erkannt, lieber J.E.! Chapeau!

    http://www.celtoslavica.de/europa/virgo.html

  10. Klasse Analyse, Herr Elsässer.
    Kann yilmaz nur bestätigen, die Kontrolle über die Eu über die Schulden auszuüben. Über wirtschaftliche Abhängigkeit lässt sich am besten das demokratische System umgehen und die Verantwortlichen glauben, dadurch der Stigmatisierung ihrer Handlungsweise entgehen zu können. Die die unmittelbare diktatorische Politik auf der Stirn trägt.
    Sorry, Sachzwang, war schon immer ein gutes Druckmittel.

  11. Es muss zum Wahlboykott aller Blockparteien aufgerufen werden. Man sollte eine Art Not-Übergangsorganisation aus Industrie und Journalismus einberufen, Persönlichkeiten, die nicht einfach so von der Systempresse als „Nazis“ denunziert werden können. Dann muss verdammt noch mal geklagt werden. Nicht in der Deutschland sonder ganz weit oben!

  12. @ Claudia Wädlich
    Das Stigma findet sich nicht unbedingt auf der Stirn, sondern sicher auch auf mancher Hand. Der eine denkt, der andere lenkt und dann sind da noch die vielen willigen Vollstrecker.

  13. „Hitler vertrat in all seiner Scheußlichkeit die Interessen des deutschen Kapitals.“
    So, wenn man ein ordentlicher Schüler des Stalinschen Parteilehrjahes war, stimmt das natürlich. Hatte uns doch schon der goße Dimitroff – Stalins Satrape und und Komplize im großen Morden (natürlich nur der Volksfeinde, die das verdient hatten, auch wenns Millionnen waren) – gelehrt: „Faschismus, das ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischsten Elemente des Finanzkapitals.“ Nur schade, dass die deutsche Arbeiterklasse das damals nicht wußte. Die trugen ihren „Führer“ damals auf Händen und himmelten ihn an. Während die Finanzkapitalisten mit größeren Militärkreisen der Wehrmacht unablässig an Putsch- und Ermordungsplänen gegen Hitler bastelten, den sie für mehr links-sozialistisch hielten, als Genossen Lenin höchst persönlich.
    Das Problem hier ist, lieber Jürgen, das Du Dich bemühst, immer noch die spezifisch linke ‚Polical Correctness‘ zu bedienen, die – welch Zufall – ziehmlich identisch ist mit der großen ‚Political Correctness‘ der ‚westlichen Wertegemeinschaft‘.Da ist eine Glaubwürdigkeitslücke.
    Empfehlung: Man lese mal „Hitler. Selbstverständnis eines Revulutionärs“ von Rainer Zitelmann. Versteht sich, Zitelmann wurde nach diesem Buch von den politisch Korrekten hingerichtet und aus der Historikerzunft entfernt.

  14. @ Harald
    Ein naher Altvorderer von mir (2 Generationen trennen uns) trug von der ersten Stunde an die schwarze Ausgehuniform und Feldgrau im Feld. Aber er eckte vielfach an, weil er widerlich fand, wie seit 1933 die politischen Gegner behandelt und in KZ geworfen wurden. Kommunisten, Sozialdemokraten, etc. „Das waren Idealisten wie wir. Nur mit einer anderen Feldpostnummer.“, so sagte er. Anfang 1940 klopfte dann auch der NKWD, sorry die Gestapo an seine Haustür und führte ihn – vor den Augen seiner hochschwangeren Frau und 4 Kinder, fort – Ziel Bauzen. Immerhin durfte er sich 3 Jahre später in einer Bewährungseinheit „läutern“. Nee Harald, diese Art Systeme sind widerlich. Nur zwei profitieren von Ihnen: Der Gevatter Tod und sein Brider Mammon. Egal woher, warum und wohin.
    „Laßt euch nicht vor einen Fremden Karren spannen!“ So sagte er 1948, aus Gefangenschaft zurückgekehrt zu seinen 5 Kindern. Deshalb: Immer wachsam sein. Und wenn eine Bewegung in eine falsche Richtung läuft, nicht abtauchen, nicht mitmachen. An die eigene Gestaltungskraft glauben. Es gibt NIE (!!!) einen Grund, den Andersdenkenden Mundtot zu machen. Die harte Auseinandersetzung ist wichtig und gut. Sie schärft die Analyse und unterstützt Selbstreflexion (selbst bei den schlichtesten Gemütern). Aber Wahrschau! Wer den anderen Beschneiden will ist von einem Ungeist geleitet und mitunter gefährlicher, als der politische Kontrahent.

  15. @chicano, dein Beitrag betr. Alternative „Kern-Euro“.
    Sorry, ich komm immer etwas spät und hab das erst heute gele-
    sen. Ich muss spontan zustimmen, besonders was das „Feindbild Deutschland“ angeht. Kriege müssen ja nicht immer Schieß-Kriege sein.
    Als VWL-Laie (obwohl ich seit 2,3 Jahren jede Menge Wissen in mich aufsauge), denke ich, dass ein Nord-Euro leichter zu erreichen ist als die Rückkehr zur D-Mark, wofür ja der gute alte Hankel plädiert.

  16. @ bruno

    ich dachte schon, dass ich hier kollektiv ignoriert werde 🙂
    danke für deine stellungnahme zu meiner sorge, die wohl für alle anderen völlig jenseits von diskutabler möglichkeit zu sein scheint. na ja, ist ja ganz allgemein etwas ruhig hier geworden, seit der zugangsbeschränkung. es fehlen doch einige stimmen hier und nicht nur jene sind gemeint, die mit mir auf einer welle waren, wie fatima.

    ansonsten, der nord-euro hat etliche vorteile gegenüber einer rückkehr zur d-mark.

  17. „Il Sole: „Tremonti ruft zu einem Programm des ‚Widerstands gegen Finanzfaschismus‘ auf – der unser Leben zerrüttet hat. ‚Es ist Zeit, dieses Finanz[system] zu benden, das wie eine Gottheit herrscht, das sich über alles und jedes erhebt und die Bedeutung der Nationen und der Politik ausradiert hat. So etwas hat es nie zuvor in der Geschichte gegeben.'“

    Wie um die Richtigkeit dieses Punktes zu unterstreichen, erklärte der technokratische italienische Ministerpräsident Mario Monti gestern in einem Interview mit einenm Fernsehkanal von Mediaset: „Die Jugend muss sich daran gewöhnen, keinen festen Arbeitsplatz in ihrem Leben zu haben: wir sollten auch sagen, daß es langweilig ist, einen Job zu haben. Veränderung ist schön.“

    quelle: http://www.bueso.de/node/5394

  18. @ chicano
    Die Sündenbockrolle Deutschlands mit einer echten Kriegsgefahr halte auch ich keinesfalls für indiskutabel und unmöglich. Mir reicht der Blick zurück in die Geschichte und deren unkorrekte Interpretation: Der letzte große 30-jährige (Welt)Krieg wurde maßgeblich angezettelt, weil eine Nation eine – aus bestimmtem Blickwinkel – unleidige Entwicklung nahm: es etablierte sich ein starkes, politisch wachsames Bürgertum, große Teile der Industriellen anerkannten, daß auch die Arbeiter Anteil an der Wohlfahrt des Landes nehmen sollten, auch die Arbeiter hatten eine starke Vertretung ihnen wirklich Verpflichteter Kräfte. Dies setzte die Lohnentwicklung anderer Industriestaaten unter positiven Druck. Forschergeist, sozialer Fortschritt und Fertilität explodierten. Außerdem setzte diese Nation der 3. Welt solcherlei Flausen ins Ohr, daß es nicht deren Karma oder Kismet wäre, Sklaven kolonialer Herren oder Finanzkapitänen zu sein. In Verbindung mit vielen anderen Fortschritten bei der sozialen Absicherung – einzigartig bei einer Nation dieser Größe – war die internationalistische Ausbeutungsmaschinerie elementar gefährdet. Macht, Geld, Sendung. Umso unheiliger wirkte dabei, daß der Marxismus mit so einer Entwicklung niemals die Verhältnisse erreichen würde, die für den dialektischen Zusammenbruch der kapitalistischen Ordnung materialistische Voraussetzung war. Dies führte zu einem Schulterschluß und daß Land mußte esse delendam, sorry perish, sorry – dazu gebracht werden, einen Krieg vom Zaune zu brechen…. Encore une fois: „“Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“

  19. @ Chicano: Die Antwort an Brr. Monti sollte sein: „Signore Monti, bitte. Die Worte eines durch einen Putsch eingesetzten Despoten haben für uns keine Relevanz. Aber vor diesem Hintergrund ist ihre Äußerung eine maßlose Frechheit.“
    Mal ehrlich, wie ist jemand drauf, der allen ernstes Mitglied in einem „Rat der Weisen zur Zukunft Europas“ und gleichzeitig Bilderbergerchef war? Demnächst ist er bestimmt auch beim „European Council on Foreign Relations“ (http://www.ecfr.eu/content/madrid/council). Was sind das bloß alles für Suppenkasper…

  20. @J.Fischer
    Stigma ist hier kriminologisch gemeint. Es geht nicht um Stigma auf der Stirn, sondern um eine Stigmatisierung durch Geschichte, Berichterstattung. Beispiel: Die Nazis sind nach dem Krieg durch Offenlegung ihrer Verbrechen stigmatisiert. Die Amerikaner, bzw. handelnde Einzelpersonen, sind nicht stigmatisiert, weil sie trotz ihrer Verbrechen im mainstream als das Gegenteil hingestellt werden. Und die öffentliche Meinung dadurch weltweit die irrige Haltung vertritt.

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