Mutti schenkt den Amis Opel

Merkel in Washington – Zittern in Bochum, Rüsselsheim und Eisenach


Mutti war in Washington. Antrittsbesuch. Bisschen Adenauer spielen. Große Rede, Freiheits-Buhei etc. Gleichzeitig wird ihr von ihrem Chef gezeigt, wo der Hammer hängt: Obama – der GM mit Steuergeldern gekauft hat und finanziert – beschließt,dass Opel US-amerikanisch bleibt. Neun Monate Verhandlungen in Europa – mit einem Federstrich ausgelöscht. Die Bedeutung ist klar: Es muss unbedingt eine ökonomische Achsenbildung Deutschland-Russland verhindert werden, wie sie der Einstieg von Magna/Sber-Bank (vermittelt von Schröder) bedeutet hätte. Die Zeche zahlen die Beschäftigten. Magna hätte, wenn auch mit Abstrichen, die Zukunft gesichert. Jetzt wird Opel weiter leergesaugt, um die GM-Gläubiger zu bedienen. Und beim nächsten US-Einbruch, und der kommt!, stehen die Opelianer auf der Straße. Die Entlassungswelle beginnt schon zum Jahresende. – Die Lösung: Die Bundesregierung muß Opel durch einen einseitigen Rechtsakt von GM lösen und in eine Aktiengesellschaft nach deutschem/europäischem Recht umwandeln. Die Rechte der Belegschaft werden nach dem VW-Modell gewährleistet. Das bedeutet wirtschaftlichen Krieg mit den USA? Nein. Dieser Krieg wurde längst begonnen, von der anderen Seite. Es wäre endlich ein ernsthafter Schritt zur Verteidigung. Freilich: Mit Mutti nicht zu machen. Jetzt müssen die Arbeiter aufstehen!

Hier noch ein paar Fakten zum Aussauger GM aus einem meiner früheremn Artikel:

Der hessische FDP-Landesvorsitzende, Jörg-Uwe Hahn bezeichnete GM im November 2008 als „miese Heuschrecke“, und das aus gutem Grund. Jahrelang hat die Konzernmutter ihre profitable Tochter ausgesaugt – Insider sprechen von drei Milliarden Euro, die die Deutschen von jenseits des Atlantiks bekommen müssten. Immer wieder verbuchte GM einen Teil seiner anderweitigen Konzernverluste bei der Tochter Opel, so dass das Europageschäft ein ständig wachsendes Minus aufwies: 780 Millionen Euro im dritten Quartal 2008, 1 1,9 Milliarden Euro im vierten Quartal 2008, im ersten Quartal 2009 glatte zwei Milliarden Euro.

Mitte März berichtete ein Opel-Insider unter dem Schutz der Anonymität „Welt“-Online: „Wissen Sie, ich kriege einen Hass, wie GM uns ausgehöhlt, geplündert, leergeräumt hat. Wie die uns um unsere Patente beschissen haben! (…) Eines Tages kamen GM-Leute aus Detroit und sagten, wir wollen jetzt alle eure Entwicklungen, Patente, das ganze Know How. Das kriegen wir jetzt, bitte, und damit es rechnerisch fair zugeht, sagten die, gibt’s im Gegenzug Schuldverschreibungen von uns. Jetzt liegen unsere Patente also bei GM, und für jedes Auto, das wir bauen, zahlen wir Gebühren an die. Muss ich erwähnen, dass Opel nie einen Cent für seine Patente gesehen hat? Dasselbe gilt für die Konstruktionszeichnungen unserer Autos. Maße, Toleranzen, Materialien, die ganze Blaupause. Das ist entscheidender als ein Patent, es steckt ein wahnsinniges Entwicklungsgeld da drin.“

Würde sich Opel selbständig machen, so müssten, ginge es gerecht zu, die US-Amerikaner also eine Abfindung an die Deutschen bezahlen, und keineswegs umgekehrt. Aber die beste Lösung ist natürlich, wenn man die braven Leute in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern weiter melken kann, wenn auch notgedrungen in einer etwas anderen Konstellation: mit einem neuen Großinvestor.

19 Kommentare zu „Mutti schenkt den Amis Opel

  1. „Mutti“? Das grenzt ja schon fast an Beleidigung aller Mütter, die im Gegensatz zur „Mutti“ in Ihrem Artikel auch welche sind.
    Zum Thema:
    Leider war das mit GM nicht anders zu erwarten. Und natürlich erntete „Mutti“ auch stehenden Beifall bei ihrer Rede,als sie nochmal ihre Staatsräson herausstellte:

    „Wer Israel bedroht, bedroht auch uns“. Sie sollte sich darauf besinnen ,dass sie Deutschlands Interessen vertreten soll bzw. die der Arbeiter hier, und nicht die GMs oder Israels.

    Dazu passt vielleicht – wenn auch nur sehr indirekt – der Artikel:

    http://www.muslim-markt.de/forum/messages/1260.htm

  2. Jetzt erwarte ich von der Volksinitiative, dasz das Herumgeeiere ein Ende hat. Jetzt musz es krachen. Leider bin ich gerade nicht in Berlin, aber ich will ueber dieses Form den Vorschlag einbringen, nun unter dem Slogan:

    AMI GO HOME!

    eine populistische Kampagne zu starten, die so gut wie alle in der Bevoelkerung weitverbreiteten schlechten Urteile ueber die amerikanischen Kapitalisten aufgreift, auf den Punkt bringt, buendelt und verbreitet.

  3. @ HT.
    Alle Vorurteile aufgreifen und dem antiamerikanischen Ressortiment mit billigem Populismus fröhnen? Das passiert doch schon, in der „BILD“-Zeitung zum Beispiel oder in diesem Blog.

  4. @ H.T.

    „AMI GO HOME!“

    Ein schöner und guter Wunsch, aber müssen wir dann nicht auch darüber diskutieren, das die BRD über keine Armee verfügt, die unser Land zu verteidigen imstande wäre?

    Eine heikle Frage, aber eine die gestellt werden muss, oder was meinen Sie?

  5. „Jetzt müssen die Arbeiter aufstehen!“
    Ist ja ganz nett gemeint und sehr populär. Dabei schön böse gucken und mit der Trillepfeife trillern.
    Revolution machen, mit den Truppen der Besatzer im Land, auch mit den Truppen derjenigen, die OPEL besitzen?
    Mit einem eingelullten Volk und zufrieden gehartzten Bürgern, alle bewacht von den Besatzern ist das wohl eine naive linke Illusion. Selbst wenn es dazu käme, würde nicht nur von „Mutti“ um Hilfe, um militärische Hilfe, gebettelt werden und das Ganze als Wiederaufnahme der Kampfhandlungen gewertet werden.
    In welcher Welt lebst Du eigentlich??

  6. Was tun denn unsere Politiker so überrascht jetzt?

    Jetzt wird den Opelanern auch noch unverhohlen gedroht:

    Bei Widerstand Insolvenz
    GM warnt Opel-Arbeitnehmer vor Streiks

    General Motors (GM) hat Gewerkschaften und Betriebsräte bei Opel vor Widerstand gegen eine Sanierung gewarnt. „Wenn wir uns nicht auf die nötige Restrukturierung einigen können, hätte dies die Opel-Insolvenz zur Folge“, mahnte GM Europe am Mittwoch.

    http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/1/0,3672,7921665,00.html

    Mir fehlen die Worte….

  7. GM erpresst gar niemanden. GM ist zwar pleite aber mittlerweile ein US Staatsunternehmen. Das scheint der deutsche Michel immer noch nicht geschnallt zu haben. Und damit wird GM, resp. der US Staat sämtliche Interessen durchsetzen. Denn man sollte nicht vergessen, dass bis heute die USA die Besatzungsmacht Deutschlands ist und damit u.a. bestimmen, was mit Vermögenswerten per se in Deutschland gemacht wird.
    Da hilft auch eine weitere demütige / devote Rede von Vorzeige Gutmensch Merkel vor dem US Kongress nichts

  8. @ H.T: werden sie genauer, dann passt es

    z.B:
    Fastnacht 2003: auf dem Düsseldorfer Karnevalszug ist ein Ensemble aus Pappmaché zu sehen, das eine US-Fahnen schwingende, aus Bushs Darmausgang hervor kriechende Angela Merkel darstellte;

    Fastnacht Mainz 2005: ein Wagen zeigt Merkel hinter einem knienden US-Präsidenten mit herunter gelassener Hose, zu dessen Hintern eine Leiter führte, über der das Schild „Wiedereröffnung“ angebracht war;

    grüsse

  9. >Alle Vorurteile aufgreifen und dem antiamerikanischen Ressortiment mit billigem Populismus fröhnen? Das passiert doch schon, in der „BILD“-Zeitung zum Beispiel oder in diesem Blog.>

    GEM

  10. >Alle Vorurteile aufgreifen und dem antiamerikanischen Ressortiment mit billigem Populismus fröhnen? Das passiert doch schon, in der „BILD“-Zeitung zum Beispiel oder in diesem Blog.>

    Gemeint ist wohl eher das „antiamerikanische RESSENTIMENT“ 😉
    Ich bin ja nicht unbedingt ein Freund des Populismus, aber in diesem Falle ist er absolut angemessen … wenn BILD da auch mitmacht, umso besser 🙂

  11. Die Aufregung kommt reichlich spät. Oder meint hier wirklich jemand, daß der Deal mit Magna/Sberbank Opel und seinen Beschäftigten eher zum Vorteil gereicht hätte?

    Die Massenentlassungen wären genauso gekommen, der Staat hätte noch viel mehr Geld ins Unternehmen gepumpt, und nach 3 Jahren wären trotzdem die Lichter aus gegangen.

    Die Frage, die gestellt werden müßte, lautet doch wohl: Was wäre von vornherein die gangbare Alternative gewesen, die den Beschäftigten und dem Unternehmen bessere Zukunftsperspektiven gegeben und das unwürdige monatelange Herumgeeiere verhindert hätte?

  12. @ reflexion

    „Alle Vorurteile aufgreifen und dem antiamerikanischen Ressortiment mit billigem Populismus fröhnen? Das passiert doch schon, in der „BILD“-Zeitung zum Beispiel oder in diesem Blog.“

    In der Art und Weise, wie BILD es macht, hat es immer so einen gewissen Katharsiseffekt. Der Buerger bekommt einen Raum, um seine antiamerikanischen oder patriotischen Reflexe beim Schlagzeilenlesen auszuleben, damit sie sich nicht aufstauen und zu HANDLUNGEN, womoeglich gar in Gemeinschaft fuehren…

    Mit dem bloeden Hurra-Patriotismus zur WM war es ja genau das Gleiche.

    Patriotismus und Antiamerikanismus aber musz so gebraucht werden, dasz er Fronten schafft und Widerstand mobilisiert.
    Das waere dann auch kein „billiger“, sondern ein sehr nuetzlicher, weil angriffslustiger und dem Finanzkapital gefaehrlicher Antiamerikanismus.

  13. @ H.T.

    Patriotismus wie ein Werkzeug zu „gebrauchen“ ist eine ziemlich wahnwitzige Idee, obendrein von Linken, denen Patriotismus (wie man zwischen den Zeilen herauslesen kann) im Grunde fremd ist. Solches zu fordern, und gleichzeitig völlig absurderweise fähnchenschwenkende Fußballfans als Hurrapatrioten zu diffamieren – das zeugt von Chuzpe, aber nicht von Substanz.

    Mir ist das ohnehin suspekt, wie hier versucht wird, sich aus quasi-elitärer Position gleichsam des Volkes zu „bedienen“. Das hat was dualistisches, ein „wir hier“ und „das Volk dort“, und obendrein ein Geschmäckle von Totalitarismus an sich.

    Miß(!)brauchter Patriotismus kann schließlich sehr schnell sehr unschöne Ergebnisse zeitigen, noch dazu in einem Land, in dem Patriotismus über Jahrzehnte hinweg gerade von Linken als Gefühlsregung der Ewiggestrigen gedeutet wurde. In einem Land, dessen Bevölkerung unter einem nur schwer wieder zu kurierenden Schuldkomplex und Selbsthaß leidet, den vor allem die mainstream-linksliberalen Leitmedien geschürt haben mit ihren ins Hirn eingebrannten Kollektivschuldthesen.

    Deutschland muß sich erst einmal wieder finden. Dann kann man auch wieder daran denken, daß Patriotismus im positiven Sinne als politischer Hebel fungieren kann.

  14. „Mir ist das ohnehin suspekt, wie hier versucht wird, sich aus quasi-elitärer Position gleichsam des Volkes zu „bedienen“. Das hat was dualistisches, ein „wir hier“ und „das Volk dort“, und obendrein ein Geschmäckle von Totalitarismus an sich.“

    Das sind Wortspielereien. Natuerlich ueberlegt sich jede politische Gruppierung eine Strategie. Na und?

    Und in jedem politischen Prozesz gibt es immer zwei Seiten: die Engagierten, die etwas tun, und die Passiven, die dem zustimmen, Aktion und Akklamation.

    Ansonsten bin ich nicht der Auffassung, dasz „Deutschland sich erst mal wieder“ finden musz, um danach „Patriotismus“ „als Hebel“ einzusetzen.
    Ich denke, dasz musz in eins gehen: INDEM man den Patriotismus in politische Auseinandersetzungen etwa um Opel einbringt, findet das Volk zu sich selbst.

    Denn: Um den Patriotismus und eine Reihe weiterer Begriff umzubesetzen, muessen wir sie verwenden. Begriff wandeln ihren Sinn nur durch Verwendung.

  15. @ distelherz

    „Die Frage, die gestellt werden müßte, lautet doch wohl: Was wäre von vornherein die gangbare Alternative gewesen, die den Beschäftigten und dem Unternehmen bessere Zukunftsperspektiven gegeben und das unwürdige monatelange Herumgeeiere verhindert hätte?“

    Meine letze Antwort auf einem Forum, auf dem man als Linksradikaler verleumndet wird, weil man sagt: Ohnen willige Vollstrecker, auch keine Befehlsgeber!

    Anyway: die Antwort auf Ihre Frage lautet: GENARALSTREIK und sonst nichts.

    Und jetzt adios muchachos….

  16. Könnt das sein, das Opel nur der Wink mit dem Zaunpfahl war?

    „Rückschlag für die deutsch-russische Freundschaft“

    von Tomasz Konicz 06.11.2009

    „Die wohl kaum zufällige, an eine Demütigung grenzende Blamage, die Merkel sich in den USA abholen musste, könnte durchaus als ein deutlicher Warnschuss Washingtons interpretiert werden. Mit dieser Kehrtwende von General Motors (der Konzern befindet sich momentan unter Staatskontrolle) wird eben diese russisch-deutsche Allianzbildung mindestens temporär torpediert. Die dargelegten Indizien deuten zumindest darauf hin, dass diese geopolitischen Überlegungen bei der Entscheidungsfindung in Washington und Detroit eine gewisse Rolle gespielt haben dürften. Offensichtlich sind die – unzweideutig im imperialen Abstieg begriffenen – Vereinigten Staaten nicht bereit, ihre Position als globale Hegemonialmacht kampflos aufzugeben. Und auch in Polen sowie Großbritannien dürften nicht nur wirtschaftliche, sondern vor allem geopolitische Überlegungen zu der unverhohlenen Freude über das Scheitern des Opel-Verkaufs beitragen.“

    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31447/1.html

  17. @ me

    Stimme vollkommen zu. Es ist ein großes Problem, was Sie da ansprechen. Die „Deutsch-Russische Annäherung“, sollte sie denn ausgebaut werden, wirft bei aller Notwendigkeit, große geo-strategische Probleme auf.

    Die Amerikaner werden das gar nicht mögen und die BRD muss auf diesem Weg darauf achten, das die USA dabei „ihr Gesicht“ nicht verliert.

    Niemand weiß was geschieht, wenn ein Koloss stürzt. Daher muss alles vermieden werden, was die Amis unnötiger Weise provoziert, ohne dabei die Annäherung zu Russland zu beenden.

    Das britische Empire war den Deutschen, so weit ich weiß, noch niemals wohl gesonnen;)

    grüße

  18. Ich muß nochmal nachfragen: Wo gibt es denn eine deutsch-russische Annäherung?
    Etwas weiter oben wurde ja schon genau erklärt, wie Merkel aggiert, wenn´s ins Weiße Haus geht. Glaubt hier irgendwer, die sagt „Hey Mister Präsident, ich will jetzt dicke Freundschaft mit Russland. Also halt Du Dich mal schön raus!“?
    Die kriegt gesagt, was sie zu tun und zu lassen hat. Und Basta!
    Die ist für Amerika nur ein williges Werkzeug und deshalb wurde sie zum kanzler gemacht. Also kann man getrost davon ausgehen, daß es nur eine amerikanische Gewollte Annäherung geben kann.
    Und für Opel oder die dortigen Arbeiter interessiert sich Merkel herzlich wenig.
    Genauso wie für den Rest „ihres“ Volkes. Das hat Sie ja nun schon mehrfach überzeugend zur Schau gestellt.

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