NSU – Geheimdienst-Phantom und Sympathisantenhatz

Gerhard Wisneswki schreibt in COMPACT-Magazin

Die große Aufregung ist vorbei, jetzt wird scheinchenweise nachgeschoben: „Terrorhelfer“ und „Unterstützer“ der Zwickauer Mordzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ werden einer nach dem anderen verhaftet – ganz wie bei der „Sympathisantenhatz“ auf das RAF-Umfeld Ende der siebziger Jahre. Der jüngste Fall ist ein junger Schwuler, der in den letzten Jahren eher in der linken Szene NRWs aktiv war (z.B. AIDS-Hilfe Düsseldorf) – aber jetzt als Argument für ein Verbot der NPD herhalten muss, in der er früher Mitglied war.

Übr einen anderen Fall von Sympathisantenhatz berichtet Erfolgsautor Gerhard Wisnewski in der COMPACT-Ausgabe vom Januar 2012 (die insgesamt den Schwerpunkt NSU, in unserer Übersetzung „NATO Secret Underground“) hat. Das Heft kann hier bestellt werden.

Auszug aus Wisnewskis Artikel:

Das Geheimdienst-Phantom

Gibt es eine „Braune Armee Fraktion“? Eine Gruppe namens Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) soll seit dem Jahr 2000 zehn Morde begangen haben. Doch die Spuren führen zum Verfassungsschutz.

Von Gerhard Wisnewski

Man sieht dem Mann den Schock noch an. Er ist blass im Gesicht, hin und wieder füllen sich seine Augen mit Tränen. Den 24. November 2011 werden Jens H. (Name geändert) und seine Familie wohl nie wieder vergessen. An diesem Tag blickte seine Schwester in Zwickau dem Tod ins Auge. Es war morgens gegen sieben, als sie vor ihrer Wohnungstür in einem Mehrfamilienhaus plötzlich Aufruhr vernahm. Im nächsten Moment flog ihr die Tür mit einem Krachen um die Ohren – „mit Angel und mit allem Drum und Dran“, erzählt Jens H.. Hindurch drängelten sich vermummte Gestalten, mit den Waffen im Anschlag: „GSG 9! Auf den Boden legen! Auf den Boden legen!“, schallte es ihr entgegen. Was die Frau denn auch umgehend tat. Denn wenn sich der Staat schon mal auf ganz heißer Spur befindet, sollte man lieber nicht widersprechen. Der Anlass für den staatlichen Überfall: Ihr Mann André E. soll das „Bekennervideo“ des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) zu den sogenannten „Döner-Morden“ hergestellt haben. E. wurde am selben Morgen im Haus seines Bruders im brandenburgischen Grabow verhaftet.  

Der bis jetzt völlig unbekannte „NSU“ bzw. „Zwickauer Zelle“ soll das perfekte Verbrechen begangen haben – oder besser gesagt: die perfekten Verbrechen, nämlich  
acht Morde an türkischen und einen Mord an einem griechischen Kleingewerbetreibenden (zwischen 2000 und 2006) sowie einen Mord an der Polizistin Michéle Kiesewetter (2007).

Und dies alles, ohne dabei auch nur eine verwertbare Spur zu hinterlassen. Bis zum 4. November 2011. An diesem Tag sollen zwei Mitglieder der Terrorgruppe in einem Wohnmobil in Eisenach Selbstmord begangen und das Fahrzeug dabei angezündet haben. Ein paar Stunden später soll auch noch die Wohnung der beiden in Zwickau in die Luft geflogen sein – in Brand gesteckt von einer weiteren Komplizin namens Beate Z., die zunächst fliehen konnte und sich am 8. November 2011 der Polizei stellte. In dem Wohnmobil fand man angeblich die Dienstwaffe der 2007 in Heilbronn erschossenen Polizistin und die Bahncard von André E. In dem abgebrannten Haus soll die Tatwaffe der „Döner-Morde“ (eine Ceska 83) gelegen haben. Trotz der totalen Zerstörung fand man dort Tage später wie durch ein Wunder auch noch DVDs. Inhalt: Das NSU-Bekennervideo zu den „Döner-Morden“ – hergestellt angeblich von André E.

Wie  E. jedoch zu der Ehre kommt, auf diese Weise Karriere als „Hassregisseur“ zu machen, wissen seine Angehörigen nicht. Und wie seine Bahncard in das brennende Wohnmobil gekommen sein soll, auch nicht. Denn E. habe gar keine Bahncard besessen. Die angeblich ebenfalls in der Ruine gefundenen „Flugblätter“ seien ganz normale Werbeflyer gewesen, mit denen E. 2007 in Zwickau für seine kleine Videoproduktion geworben habe. „Wenn man in dem Haus einen Flyer von Lidl gefunden hätte, wäre Lidl wohl auch verdächtigt worden“, meint E.’s Schwager Jens H. Immer wieder habe E. versucht, sich mit Kleinunternehmen selbstständig zu machen. Nachdem die Videoproduktion gescheitert sei, habe er sich auf die Herstellung und den Versand von T-Shirts verlegt. Das sei jedoch kein „einschlägig rechter Versandhandel“ gewesen, wie von der Presse behauptet, sondern hier habe man T-Shirts mit Heavy-Metal und Gothic-Motiven bestellen können.  Mit der rechten Szene habe das überhaupt nichts zu tun. Erst als Subunternehmer im Solaranlagenbau habe E. schließlich Erfolg gehabt und seine Familie ernähren können – bis die GSG 9 kam. Jetzt steht seine Familie vor dem Ruin: Der Ernährer sitzt in Untersuchungshaft; Frau und Kinder werden von den Nachbarn gemieden.
 (Weiterlesen in der Printausgabe COMPACT 1/2012)

10 Kommentare zu „NSU – Geheimdienst-Phantom und Sympathisantenhatz

  1. Ging es einst (vor 40Jahren) noch gegen „linke Terroristen“: so geht es eben jetzt gegen jene, die vermeintlich „rechte Terroristen“ zu sein scheinen. Die Methoden sind stets die gleichen und die Ziele auch.

    Alles was die Ziele der herrschenden Oligarchie gefährden könnte, muß eliminiert werden. Heute sind das nationale Elemente, die sich gegen den herrschenden Globalisierungswahn stellen.

    mit freundlichen Grüßen

  2. Wenn diese festgenommenen Symphatisanten nicht zufällig in ihrer Gefängniszelle Selbstmord begehen oder während der Verhandlung von „Psychopaten“ erschossen werden, müssen sich unsere Gerichte mit diesen Taten beschäftigen…..was wird da rauskommen? Freisprüche wie bei den 9/11 Verhandlungen? Oder wird unser Rechtsstaat genügend politische Staatsanwälte und Richter rekrutieren, um diese Verfahren durchzuziehen gegen alle Wiederstände?

    Ich möchte nicht in der Haut der Fesrgenommenen stecken. Denen wird sicher die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder „Selbstmord“ oder Geständnis. Von Frau Zschäpe hört man auch nichts mehr….wird wohl auch so bleiben.

  3. Interessant finde ich, daß auch in Düsseldorf bei Carsten S. die GSG9 zum Einsatz kam. Entweder ist das dem Wunsch einer Maximierung der medialen Wirksamkeit geschuldet, oder der AIDS-Helfer ist wirklich High-End Terrorist, gegen den „Carlos – Der Schakal“ wie ein Christian Wulff wirken muß.
    Normalerweise mag es die GSG9 garnicht, wenn ihre Beteiligung bei einem Einsatz rauskommt: Hin-Aufklären / Auftrag erledigen – Abwarten bis ein Verbindungsmann zur ordentlichen Polizei übernimmt – und weg. Wenn allerdings die GSG9 künftig jeden AIDS-Helfer stellen soll, der kriminell unterwegs ist, kommen wir mit den 4 Einsatzgruppen nicht mehr aus. Aufstocken ist angesagt. Oder Blackwater macht das i.A.

  4. J.Fischer: Das verstärkt mich auch in der Annahme, dass die ganze NSU-Geschichte nur für die verblödeten „Bunt statt Braun BRD-Bürger“ gedacht ist. Außer dem Blätterrauschen und den darauf folgenden „Notstandsgesetzen“ ist da nur heiße Luft….und ein paar Geheimdienstmorde…..also Business as usual.

  5. OT: Internationaler Haftbefehl: Putin geht gegen George Soros vor!
    „Nun kann bekannt gegeben werden, daß die russische Föderation und ihr Premier-Minister Vladimir Putin einen Haftbefehl gegen den Finanz-Terroristen und ungarischen Geld-Mogul George Soros beantragt hat.

    Der russische Geheimdienst ertappte Soros beim Missbrauch von speziellen dänischen Derivaten zu ausländischen Währungen zum Zweck eines Angriffs auf den russischen Aktienmarkt.

    Bemerkung: Soros Gebrauch dieser Derivate unter Zuhilfenahme luxemburgischer Banken verstösst gegen die Bestimmungen des Basel II-Bank-Abkommens der europäischen Union.

    Sowohl der IMF (International Monetary Fund) als auch die European INTERPOL bereiten eine “Red Notice” (Haftbefehl) vor – nicht nur gegen Soros, sondern auch gegen den Finanz-Hai des Bush-Clinton-Familien-Verbrechersyndikats Marc Rich und seine in der Schweiz ansässige Broker-Firma Richfield Commodities.“

    http://antizensur.wordpress.com/2012/01/31/internationaler-haftbefehl-putin-geht-gegen-george-soros-vor/

  6. Mit dem Haftbefehls-Antrag gegen Soros bestätigt sich die richtige Beitragsauswahl von Jürgen in Heft 1/2012 durch den Artikel „Der Mega-Spekulant“. Die Finanzmafia wird das nicht schrecken und Herr Bernanke steht doch hinter Soros (im wahrsten Sinne des Wortes). Aber Soros wird zumindest dadurch abgeschreckt, russischen Boden zu betreten.
    Sehr gut die passenden drei Ergänzungen in Heft 2 mit den Beiträgen über die Verbindungen der Grünen zu Kriegen, zum Establishment der Konzerne und zum Soros-Schüler Joschka Fischer. Da kann einem das grüne Fußvolk, die sich dafür an Schienen ketten, nur leid tun ebenso wie 15% der Wähler.

    Wie passend auch hier die Brecht-Worte:
    „Hinter der Trommel blöken die Kälber.
    Das Fell für die Trommel liefern sie selber.“

  7. Soll alles nur vom Euro Crash ablenken und von der bevorstehenden Beschlagnahmung der Spareinlagen deutscher Steuerzahler, die für diesen Wahnsinn bürgen sollen.

  8. sorry – OT: Interview Camila Vallejo
    Gestern in der FAS (Feuilleton, S. 23) und auch hier online:
    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/camila-vallejo-das-gesicht-des-kommunismus-11637668.html
    Welch erfrischende, romanisch-lateinamerikanische Leichtigkeit bei ernsthaftem Tiefsinn sprechen aus Vallejos’s Sätzen.
    Spannend 1: Ihre Auffassung von nationalem Kommunismus. (denke, Paetel und Niekisch hätten ihre Freude daran).
    Spannend 2: Das die FAZ ihr solchen Raum gibt.

  9. @ Joachim Bullinger
    Das hat schon mehr als Geschmäckle. Obwohl es mehr als Konsequent ist, wenn in Zeiten des ESM Hochfinanz und Dunkelmänner zusammenrücken. „Halt Du sie dumm – ich halt sie arm“. Ach ja, Uhrlau war stellvertretender Leiter des LfV Hamburg, als die beiden Herausgeber unserer damaligen Schülerzeitung mich ganz aufgeregt in der Aula ansprachen: „Du, der VS hat uns angesprochen was Du für einer bist – wegen Deinem Artikel ‚Über die Lernfähigkeit eines Volkes‘.“ Wenig später wurden Sie angerufen von einer ‚Gruppe Studenten‘, die sagten „wir verdienen uns ein bischen Geld beim VS, in dem wir Schülerzeitungen in HH auf Extremismus durchforsten. Also, wenn ihr was habt….“ Der eine Herausgeber unserer Schülerzeitung war JU’ler, der andere nahm damals seine ersten Kontakte zur DKP auf. Beide wiesen jene Ansinnen empört zurück. Mit 18, 19 Jahren. Ich denke gerne an beide zurück. Ach ja, mein Artikel in der Schülerzeitung widmete sich der ersten Intifada und dem Umgang Israels mit den Palästinensern. Und ich kritisierte darin scharf, daß jährlich eine Projektgruppe meiner Oberstufe nach Israel fuhr, um dort im Kibbuz zu arbeiten. (zu jener Zeit waren sämtliche Kontakte zu einem anderen Apartheidsystem, der RSA verpönt und verachtet). In dem Artikel habe ich übrigens die rhetorische Frage gestellt, ob Israel aus der Rassenverfolgung bei den Nazis die falschen Lehren gezogen hat – welchen Eindrucks ich mich damals mit jungen 18 Jahren nicht erwehren wollte. Na ja, danach hatte ich zumindest mit meinen Lehrern so richtig Spaß… Anderthalb Jahre später wurde Herr Uhrlau Leiter des LfV HH. Und jetzt schafft er für die Deutsche Bank. Und wie ich lese, abgesprochen mit und erlaubt von Ronald Pofalla. Ausgerechnet.

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