Linke Brandstifter

Sind die Berliner Autonomen gaga?


Seit einer Woche laufen in Berlin die Aktionswochen der autonomen Szene „für selbstorganisierte Freiräume und gegen Gentrifizierung“. Nicht viel los bei der Sache. Außer: Es wird kräftig gezündelt. Autos. In allen Stadtteilen, in allen Preisklassen. Enteignung in Form von Zerstörung. Sozialismus in der Form von Vandalismus. Dachte die ganze Zeit, diese Zündeleien werden den Linken in die Schuhe geschoben. Aber nein: Am Freitag nahm die Polizei zwei in flagranti fest, die selbst angaben, zur Linken zu gehören und für die o.g. Aktionswochen nach Berlin gekommen zu sein. Irgendwo las ich auch, ein Sprecher der Aktionswochen habe sich nicht von den Brandstiftungen distanziert, denn sie seien ja „ein offenes Bündnis“ etc. Wahrscheinlich wird bald eine Soli-Kampagne in den einschlägigen Blättern zu lesen sein: Lasst unsere armen Genossen frei! Gegen den Polizei- und Justizterror!

Demgegenüber halte ich fest, dass solche Kriminellen mit links NICHTS zu tun haben und in JEDEM sozialistischen Staat in den Bau gekommen wären. Bißchen Uranerz kloppen in Wismut/Aue. Bißchen Schneeschippen in Sibirien.

Für den ersten Band in der von mir herausgegebenen COMPACT-Reihe (Jürgen Elsässer: Gegen Finanzdiktatur. Die Volksinitiative – Grundsätze, Konzepte, Ziele – erscheint Anfang Juli im Kai-Homilius-Verlag für 7.50 Euro) nehme ich zur Gewaltfrage anhand der Krawalle beim Nato-Gipfel in Strasbourg Stellung (Buchauszug):

Einige Dutzend Vermummte haben es geschafft, die berechtigte Kritik an der Nato zu delegitimieren. Es ist schon richtig, dass die Gewalttaten unmöglich waren ohne das Mittun von Geheimdienstspitzeln. Die Nato-Geheimdienste wollten genau solche Bilder haben. Aber dennoch tragen auch die Demonstranten Schuld daran. Die Organisatoren der Demonstration haben ein politisches Milieu geschaffen, und das war schon bei den Protesten in Heiligendamm so, wo sich Gewalttäter und Provokateure wohlfühlen können. Die junge Welt etwa hat nach den Krawallen in Rostock vor dem G8-Gipfel 2007 die Krawallanten verteidigt, und attac-Gründer Peter Wahl, der den kriminellen Unsinn kritisiert hat, wurde aus den eigenen Reihen heraus angegriffen. Ich fordere Linkspartei und attac auf, künftig einen ganz klaren Trennungsstrich zu den Gewalttätern zu ziehen! Vom Schwarzen Block müsst Ihr Euch genauso scharf und unmissverständlich und notfalls mittels eigener Ordner abgrenzen wie von Nazis! Wer Autos anzündet, ist kein Linker! Wer Tankstellen und Touristeninformationen anzündet, ist kein Linker! Wer Polizisten, die wie wir alle unter den Krisenfolgen leiden und am 28. März mit den Linken demonstriert haben, bei nächster Gelegenheit mit Steinen und Mollis bewirft, ist kein Linker! Die Linke muss deutlich machen, dass sie dieses Land nicht ins Chaos stürzen und in Brand setzen will, sondern im Gegenteil gegen das Chaos und die Brandstifter von den Finanzmärkten verteidigen will. Die Linke muss zeigen, dass sie selbst der beste Verfassungsschutz ist!

Auszug aus dem ersten Band in der Reihe COMPACT, eine Publiktion aus der Volksinitiative. https://juergenelsaesser.wordpress.com/2009/06/09/compact-monatspublikation-aus-der-volksinitiative/

7 Kommentare zu „Linke Brandstifter

  1. Ach, Jürgen.
    Wann fängst du eigentlich bei einer Boulevardzeitung an? Die Darstellung der Intention der Actionweeks erinnert doch sehr stark daran:
    http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/berlin/hassolympiade/

    Hör doch endlich auf dein „Linkssein“ als Schutzschild gegen ‚Diffamierungen‘ zu verwenden und präsentier dich als das was du bist: konservativ.

    Und irrelevant, wohlgemerkt. Lustig.

  2. Die Gleichsetzung der Demonstranten mit Neonazis ist durch nichts gerechtfertigt! Die Faschos hätten auf jeden Fall zu viel deutsches Sprachgefühl, um mit so einem abgehobenen, schwulen Terminus wie „Gentrifizierung“ um sich zu werfen.

  3. also ich habe auf Demonstrationen schon Sprechchöre ‚gegen Getrifizierung!‘ gehört, nur verlasse ich Demozüüge nach kurzer Zeit. Jene, von denen es dann abends heißt, es habe an deren Rand gewalttätige Ausschreitungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei gegeben. Habe Individuen kennengelernt, die genau so sind, wie Elsässer sie beschrieben hat: Autoanzünder, die sich streiten, wer linker ist als der andere. Die betrachten sich tatsächlich als die gefühlte 10%-Elite, die den Rest der BRD-Bevölkerung gegen sich hat. Glauben das Märchen vom selbst organisiserten Vandalismus, lesen Existenzialisten, kleben Antifaaufkleber und sind engstirnig. Nur, ein anderes Konzept als die VI, eines, das auch Erfolg hätte, haben sie nicht. Da heißt es dann, die Opelwerker hätten selbst Schuld am Verlust ihrer Arbeitsplätze, weil sie sich für verbrauchsärmere Autos hätten einsetzen sollen. Diese Autonomen sind derart überzeugt von sich und dem, was sie tun, daß es jedes Mal zu Streit kam, ich denen gern aus dem Weg ging, und sie fürderhin ganz meide. Die anderen, die, z.B. nach Rostock nur zum Prügeln hingefahren sind, kannte ich auch. Eher unpolitisch, brüsten sich bei n paar Bier damit, wie sie es „den Schweinecops“ mal so richtig gezeigt haben.

  4. >>präsentier dich als das was du bist: konservativ<<

    Wenn Elsaesser "konservativ" ist…nun, dann sind alle Traditionsmarxisten seit Anbeginn "Konservative" gewesen.

  5. Wer den iranischen Widerstand aber ziemlich pauschal in den Schmutz zieht (oder habe ich da doch was falsch verstanden? – könnte man dann ja mal endlich klarstellen), ist aber ein Linker, soso…

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