„Der Euro muß kontrolliert abgewickelt werden“

Jürgen Elsaesser interviewt Prof. Wilhelm Hankel für den FREITAG

(Hankel, ehemals Staatsekretär im Bundeswirtschaftsministerium,  wird diese Thesen auf der Veranstaltung der Volksinitiative am 7. April ausführen: 19.30 Uhr, Russisches Haus, Berlin, Friedrichstraße 176 – 179) 

 

Der Euro kann in

dieser Form nicht

überleben

Der Euro ist kein Bollwerk gegen die Krise, hat man beim EU-Gipfel erkannt. Finanzexperte Wilhelm Hankel fordert auf freitag.de, die EU-Währung kontrolliert abzuwickeln

 

(…)

Ist es nicht recht und billig, dass Deutschland jetzt zur Stabilisierung der Euro-Zone Geld einschießt, nachdem es so stark vom Euro profitiert hat?
Das ist der Fluch der bösen Tat. Zunächst einmal: Nicht Deutschland hat vom Euro profitiert, sondern ein kleiner Kreis von DAX-Firmen, die im deutschen Export führend sind. Sie haben ihren Absatz in Europa
ausgeweitet, nachdem der Euro eingeführt worden war und die anderen Staaten der Euro-Zone den deutschen Konkurrenzvorteil aufgrund niedriger Lohnstückkosten nicht mehr durch Abwertung ihrer eigenen Währung kontern konnten. Deswegen rutschte zuletzt die Handelsbilanz der meisten Euro-Länder immer tiefer in die roten Zahlen. Diese gefährliche Entwicklung wurde vordergründig dadurch ausgeglichen, dass Griechen, Italiener, Spanier und andere mit dem Euro an billige Kredite kamen, mit denen sie die hereinströmenden Importe kaufen und so weiter konsumieren konnten. Deutschland war in der Euro-Zone der Bankier, der die anderen kreditierte, damit sie deutsche Waren kaufen konnten.

(…) Warum plädieren Sie jetzt für die kontrollierte Abwicklung des Euro?
In den hochverschuldeten Ländern der Euro-Zone steigen die Zinsen immer weiter, weil die Staatspapiere dieser Länder mit niedrigen Zinsen nicht mehr abzusetzen sind, sie sich also nicht mehr refinanzieren können. Schuldenspirale und Bankrott können diese Staaten nur vermeiden, indem sie wieder ihre eigene Währung einführen. Dann können sie über eine Abwertung ihre Exporte ankurbeln und Leistungsbilanzüberschüsse erwirtschaften sowie über niedrige Zinsen die Konjunktur stimulieren.

Würde die Abschaffung des Euro nicht ein riesiges Chaos bringen?
Ich bin nicht für die Abschaffung! Es geht um den Umbau der Euro-Zone: Sie sollte nur noch die Länder umfassen, die wirtschaftlich einigermaßen solide sind. Zwischen ihnen sollte der Euro als Verrechnungseinheit dienen, so wie früher der Ecu, während als Zahlungsmittel nationales Geld fungiert. Wechselkurse und Zinsen könnten in einer gewissen Bandbreite den Erfordernissen der jeweiligen
Länder angepasst werden.

Das Gespräch führte Jürgen Elsässer

 Vollständiges Interview auf:

http://www.freitag.de/politik/0912-wirtschaftskrise-eu-euro-gipfel?searchterm=Hankel