Nicht wie Sarrazzin

Die Berlin-Misere aus anderer Sicht

Die Debatte um Berlin und die rot-roten Lügen ist wichtig, da hat Sarrazzin in ein Wespennest gestochen. Aber hätte man die Debatte nicht beginnen können, ohne auf Sündenböcke einzudreschen? Vielleicht mit einem Artikel von mir, den gerade die Schweizer „Zeit-Fragen“ veröffentlicht haben. Hier ein Auszug:

Bürger oder Sklave, Republik oder Imperium

von Jürgen Elsässer*

In Abwandlung eines Bonmots könnte man sagen: Die Schweizer sind von der Venus, und die Resteuropäer sind vom Mars. Venus, der Planet der Liebe. Das bringt mich zu der Anekdote einer Schweizer Juristin, die sagte, wir in der Schweiz, wir haben auch Konflikte. Und dann erinnerte sie an den letzten grossen Konflikt, nämlich den Sonderbundskrieg achtzehnhundertirgendetwas mit hundert Toten. Ja also, denkt ein Resteuropäer wie ich, was ist das für eine schöne Welt, diese Schweiz! Auf diesen Stern möchte man gerne übersiedeln.

Partyhauptstadt Berlin

Ich kann jetzt nicht aus der Schweiz berichten, sondern ich berichte aus dem Imperium. Vielleicht nicht gerade aus dem Herzen der Bestie, wie Che Guevara gesagt hat, sondern eher aus dem Enddarm des Imperiums, nämlich aus Berlin, der Partyhauptstadt Europas, wie unser regierender Bürgermeister sagt, der für die Stadt gerne wirbt mit dem Slogan «arm, aber sexy». Dieses Berlin ist tatsächlich eines der grossen Laboratorien der neuen Weltordnung, wo das hergestellt wird, was man mit Mühe als den neuen Menschen bezeichnen könnte. Denn was in Berlin live zu besichtigen ist, ist das Kollabieren der Gesellschaft und der Verlust von Menschlichkeit in der Gesellschaft.
Demgegenüber ist die Schweiz eine intakte Gesellschaft mit gegenseitigem Respekt und mit Gefühlen und mit Begegnungen auf Augenhöhe. Berlin aber ist ein Sumpf, in dem die Menschlichkeit versinkt. Dass sich das in Berlin so entwickelte, hat auch historische Ursachen. Berlin ist als Stadt viel zu schnell gewachsen. Andere Hauptstädte in Europa haben Jahrhunderte zum Wachsen gehabt. Berlin wurde von der Bismarckzeit in das imperialistische Zeitalter geschleudert, und ist dann in kürzester Zeit zur Hauptstadt des nazistischen Schreckens geworden, und all das hat natürlich eine bestimmte Mentalität ausgebildet, schon lange vor Beginn der neuen Weltordnung. Sie kennen vielleicht den Witz, er stammt noch aus diesen früheren Zeiten: ein Berliner in Wien. Ein Berliner in Wien sucht das Riesenrad und fragt auf der Strasse einen Einheimischen ziemlich barsch und ohne Anrede: «Wo ist denn hier der Prater?» Der Wiener entgegnet: «Geh schauns’, könnens’ net a bisserl höflicher sein?» Und der Berliner sagt: «Lieber verloof ick mir!»
Also das ist die Berliner Mentalität, schon von alters her. Die freundlichsten, höflichsten Leute in Berlin sind die Türken, vielleicht nicht alle, aber zumindest wenn man in türkische Geschäfte geht. Aber der normale Berliner, die typische Berliner Schnauze macht einfach alles nieder, im Mund ist ein Maschinengewehr. Und diese vorgefundene ruppige Mentalität, die schon immer dawar, kommt jetzt in den massenpsychologischen Sog der neuen Weltordnung. Und dieser Sog ist die Hyper-Individualisierung. Partyhauptstadt des Kontinents. In Berlin wird ja nicht mehr gearbeitet. In Berlin gibt’s keine Industrie mehr. Die Haupteinnahmequelle von Berlin ist die Partyindustrie. Das heisst, über Easy-Jet und ähnliche Vereinigungen fliegt die vergnügungssüchtige Jugend aus Spanien oder auch aus Griechenland für eine Nacht oder ein Wochenende nach Berlin ein und feiert durch die Clubs durch und hinterlässt eine Spur der Verwüstung in der Stadt. Das ist eine der Haupteinnahmequellen von Berlin.
Die ganze Ideologie, die die Stadt prägt, ist die Fetischisierung des entfesselten Individuums. Dagegen wird jede Form von Kollektivität oder Mitmenschlichkeit der Verachtung preisgegeben. Es beginnt bei der Familie. Familie ist eine Zwangsanstalt, Familie ist «out». Familie ist die Keimzelle des Faschismus. Es geht weiter über die Vereine, die Schützenvereine, da wird der Amoklauf ausgebrütet. Stammtische sind sowieso faschistoide Männerbündeleien. Die Kirche und die Religion: ganz schlimm, natürlich Hexenverfolgung, Inquisition, das weiss man ja. Und Nation oder Volk? Da gilt: Nation, Nationalismus, Faschismus, das ist eine Gleichung, die kann auch der Pisa-Gebildete in Berlin schnell aufzählen.
Alle diese Formen von Kollektivität werden verächtlich gemacht oder unter Faschismusverdacht gestellt. Auf dieser Folie erstrahlt dann das Individuum, das sich in jeder Form selbst verwirklichen muss. Der Fluchtpunkt dieser Entwicklung ist, dass der Einzelne als Atom isoliert dem totalen Markt gegenübersteht. Weil alle Formen von Vergesellschaftung oder von Vergemeinschaftung kaputt sind. Und als Partner des isolierten Individuums bleibt nur noch der Computer, das Internet. Von dort beziehst du Unterhaltung, von dort beziehst du Sexualität, von dort beziehst du Information. Und auf der andern Seite des Bildschirms ist Big Brother und gibt dir alles, was du brauchst.

Weiterlesen hier.

21 Kommentare zu „Nicht wie Sarrazzin

  1. Herr Elsässer,

    nichts gegen die berliner Schnauze, denn was daraus kommt, das ist immerhin auch so gmeint. Vieleicht werden Se dit berliner Temperament noch brauchen, denn daruff is, wenns hart uff hart kommt, imma verlass 😉

    Grüßle aus der „Hauptstadt“

  2. Interessante Perspektive auf jeden Fall. Allerdings habe ich die Schweizer nicht wesentlich freundlicher erlebt als die Berliner, im Gegenteil. Letztes Wochenende habe ich in Berlin verbracht und fand es wunderschön – besonders die Einkaufsmöglichkeiten in Kreuzberg 😉 Aber dauerhaft dort zu leben könnte ich mir auch wiederum nicht vorstellen.

  3. Hach ja, Jürgen.
    Jetzt vollkommen abgedreht, wat? Bist wohl mal nicht ins Berghain gekommen. Daher die konservative Sehnsucht nach Schwarzwaldklinik und 50er Jahre Muff.

    Prost!

  4. Die analytischen Betrachtung von Jürgen Elsässer ist zutreffend, und auch hier in München nachvollziehbar, nämlich die Disaggregation (Zersetzung!) der Gesellschaft in einerseits stinkreich viel stinkfaule Schicki-Micki, und anderseits jene immer größer werdende Schicht von Familien oder Alleinerziehende, die um ihr tägliches Überleben kämpfen müssen, und in deren Milieus gewaltbereite Jugendliche ohne Lebensperspektive heranwachsen. Das führt u.a. dazu, daß die Handwerksbetriebe zunehmend weniger ausbilden, weil sie keine geeigneten, d.h. leistungsbereite Lehrlinge mehr bekommen. Noch gute kann ich mich an einen Vortrag von Horst Afheldt vor rund 15 Jahren erinnern anlässlich seiner Buchpremiere „Wohlstand für niemand“ (Rezension hier: http://www.socialnet.de/rezensionen/1180.php), der warnend darauf hinwies, daß ein Staat, welcher seine Finanzhoheit gegenüber den Großkonzerne einbüsst, dem Zerfall preisgegeben ist. Diese Entwicklung wird ja z.a. rassant von der Bertelsmannstiftung befördert (siehe u.a.: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31262/1.html), die ja nichts weiter ist als eine Filiale der Rockefeller-Stiftung.

  5. Tja Herr Elsässer – anscheinend haben Sie einen Teil Ihrer Leserschaft ein wenig intellektuell überfordert.
    Liebe beleidigte Berliner:
    Habt ihr eigentlich ALLES gelesen?

  6. @ bunny:
    nicht jeder will gerade dort hin, doch du kommst anscheinend immer dort rein?
    Was J.E. schreibt, stimmt teilweise: frag lieber nicht nach dem Weg, such auf der Karte

  7. Die ganze Ideologie, die die Stadt prägt, ist die Fetischisierung des entfesselten Individuums.

    Bravo, das habe ich noch nicht klarer gehört!
    Und mittendrin in Berlin ein Sitz des „Souveräns“, der sich wie in einem Pasolini-Film ungebrochen „Reichstag“ nennt. Berlin lebt von seiner Inszenierung des permanenten Untergangs – sowohl als Aufguss der untergehenden „Reichs“, später als Front des Kalten Krieges und jetzt wird es eben als zukunftspessimistische Perspektive der „Postmoderne“/Globalisierung abgefeiert.
    Was mir bei der ganzen Sarrazzin-Debatte untergeht: Das Interview erscheint ja nicht in der „Jungen Freiheit“, sondern mit Lettre im ausdrücklichen Fanblatt der linken, „postmodernen“ Kosmopoliten. Offensichtlich trifft Sarrazzin die Endzeitphantasien dieser Kulturschickeria doch ganz gut: Eine Art Querfront der sozialen Kälte!

  8. >Hach ja, Jürgen.
    Jetzt vollkommen abgedreht, wat? Bist wohl mal nicht ins Berghain gekommen. Daher die konservative Sehnsucht nach Schwarzwaldklinik und 50er Jahre Muff.<

    Das ist ja nun dummes Zeug … ich finde allerdings, daß J.E. schon, was Berlin betrifft, ein bißchen differenzieren sollte … Berlin ist keineswegs Berlin, soll heißen, in Wedding oder Neukölln sieht es schon ein bißchen anders aus als in Zehlendorf oder Spandau, und insbesondere in Lichtenberg, Hellersdorf, Marzahn oder Köpenick sieht es anders aus als in Mitte oder gar Prenzlauer Berg, wo sich die grün-alternative "PC"-Fraktion (aus zugereisten "Wellness-Wessis") immer stärker ausbreitet und von der Mehrheit der dort noch verbliebenen eingesessenen Bevölkerung (mal abgesehen von der dort ja auch noch beheimateten "grünen DDR-Szene"), aber anders als von der Parteiführung der Berliner LINKEN naheliegenderweise nicht sonderlich gemocht wird.

  9. >Das Interview erscheint ja nicht in der „Jungen Freiheit“, sondern mit Lettre im ausdrücklichen Fanblatt der linken, „postmodernen“ Kosmopoliten. Offensichtlich trifft Sarrazzin die Endzeitphantasien dieser Kulturschickeria doch ganz gut: Eine Art Querfront der sozialen Kälte!<

    Da hast du völlig recht, Lisa … ich gehe auch mal davon aus, daß viele (großstädtische) WÄHLER der Grünen da mit S. durchaus (zumindest unterschwellig) konform gehen, das aber auch natürlich nie offen so sagen würden…. die ganze Doppelzüngigkeit und Verlogenheit dieser grünen "Öko-Wellness-Schickeria"-Szene kommt da zum Ausdruck.

  10. @ Umm Hussain

    Tja Herr Elsässer – anscheinend haben Sie einen Teil Ihrer Leserschaft ein wenig intellektuell überfordert.
    Liebe beleidigte Berliner:
    Habt ihr eigentlich ALLES gelesen?“

    Beleidigt? Aber nein, Spaß muss doch auch mal sein. Aber intellektuell überfordert fühle ich mich noch nicht. Kann ja noch kommen ^^

  11. @ronin: Ich meinte Siedoch gar nicht, ich meinte eher so sinnfreie Kommentare wie „was rauchst du, Führer“ „mal nicht ins Berghain gekommen“ usw.

    @ Lisa Lustig:
    „Offensichtlich trifft Sarrazzin die Endzeitphantasien dieser Kulturschickeria doch ganz gut: Eine Art Querfront der sozialen Kälte!“

    Und genau gegen diese Querfront der sozialen Kälte kann man durch Zusammenarbeit mit einigen – nicht allen!- Mitgliedern der von Sarrazin als „nutzlos“ gescholtenen Minderheiten angehen. Denn die soziale Kälte ist bei denen noch nicht so ausgeprägt, auch wenn sie sich zunehmend leider auch unter ihnen auszubreiten beginnt.

  12. @ronin:
    „Ich meinte Siedoch gar nicht, ich meinte eher so sinnfreie Kommentare wie „was rauchst du, Führer“ „mal nicht ins Berghain gekommen“ usw. “

    Wär ja nicht schlimm gewesen, aber jetzt verstehe ich Sie besser 😉

    Apropos soziale Kälte. Leider betrifft das eben nicht nur die politischen Führungen der Nationen, sondern jeden Menschen, es sei denn er „arbeitet an sich“.

    Ich sehe es so, das die Völker wohl genau die Führer haben, die sie verdienen. Leider! Denn Jene, welche ihr Herz zumindest ein wenig öffnen, die werden wohl am meisten leiden.

  13. Nun wissen wir’s: Sarrazin entmachtet! Das wichtige Ressort „Geldumlauf“, bisher in seiner Zuständigkeit, ist ihm entzogen. Darum ging es also! Eine Intrige unter Bundesbänkern, deren Hintergründe aufzuklären, uns leider das Fach- und Insiderwissen fehlt.
    Eigentlich könnten wir den Fall damit ad acta legen, doch mir scheint, das internationale Finanzkapital hat mit dieser Klappe mindestens zwei Fliegen erledigt.

    Das Verblüffende an dem Fall ist zunächst, daß Sarrazin nur Dinge gesagt hat, die ansonsten die wärmste Sympathie des internationalen Finanzkapitals erregen. Ich hab den Artikel gelesen und im Ganzen hat doch Sarazin nicht mehr und nicht weniger gefordert als die drastische Kürzung der Finanzhilfen für mittellose Familien – ganz gleich ob Aus- oder Inländer. Das war der Kern.
    Da nun mal Ausländer unter den Armen überproportional vertreten sind, hat es sich daran festgemacht, doch vom ersten bis zum letzten Satz war klar: Für die Irakerin gilt das Gleiche wie für ihre deutsche Nachbarin.
    Ja, im Verweis auf die USA hat Sarrazin sogar gezeigt, daß Einwanderer, die keine Hilfe erhalten und also arbeiten müssen, viel besser integriert werden. Es geht ihm also überhaupt nicht gegen Ausländer, sondern nur um deren möglichst effiziente Integration qua Ausbeutung.
    Was soll daran so schlimm gewesen sein? Deftige Plädoyers für drastische Kürzungen von Sozialleistungen wurden von der herrschenden Presse schon immer mit Wohlwollen goutiert.

    Sarazin aber kommt jetzt auf einmal in den großen Schwitzkasten: Er bleibt so lange eingekeilt zwischen der Abscheu des Mainstreams und dem Applaus der Jungen Freiheit und der NPD, bis er aufgibt. Gründlicher kann man niemanden fertig machen.

    Erfreulich daran ist einzig, daß die NPD ihre Masken fallen läßt und zeigt, daß sie weder sozial noch national ist, daß ihr Werbeslogan „sozial geht nur national“ in den Wind gesagt war und daß sie ganz wie ihre Vorläuferin unter Hitler nichts anderes ist als eine Spielart finanzkapitalistischer Menschenverachtung.

    Das Finanzkapital aber scheint mittlerweile seine Strategie geändert zu haben. Daß es abgesehen von versprengten Resten nicht mehr national ist, wissen wir schon lange.
    Doch gerade das internationale Finanzkapital, dem der soziale Friede eines Volkes herzlich egal ist, hat bisher immer darauf gedrängt, Sozialleistungen aller Art zu schleifen.
    Hier scheint man nun in der Tat anders zu denken. Vermutlich wissen die Strategen im Hintergrund, daß der Siedepunkt bald erreicht ist und jeder g r e i f b a r e Einschnitt zum Katalysator einer Erhebung werden kann, die dann auch den Interessen der internationalen Investoren nicht mehr nützt.

    Die Zeichen für ein Umdenken sind da: Merkel gibt sich gegenüber den Gewerkschaften noch viel handzahmer als ohnehin, die FDP hat Kreide gefressen und jongliert mit Minisümmchen.
    Die Umverteilung muß anders weiter gehen, weniger sichtbar, nicht über die Sozialsysteme. Hier wird der große Knall ausbleiben. Man wird’s hintenrum machen, will heißen: Inflation und Migration.
    Ich würde wetten, daß Hartz IV in der laufenden Legislaturperiode sogar leicht erhöht wird, denn die anschwellende Inflation erledigt das Problem von selbst. Und dafür, daß die (Niedrig)löhne dann nicht mit der Inflation schritthalten, dafür sorgen die Migranten. Wir werden erleben, daß aufgrund von EU-Vorgaben mehr Asylanten und Flüchtlinge ins Land kommen. Außerdem wird das Arbeitsverbot für Asylanten fallen.

    Um Inflation und Migration geht es nun auch im Fall Sarrazin. Ohne viel von Geldwirtschaft zu verstehen, glaube ich sagen zu können, daß ein Sarrazin, eine Figur mit preußisch-strammem Selbstbild, geiziger Feind jeder Geldrausschmeißerei und also auch harter Verteidiger des Geldwertes an sich, daß eine solche Figur einen Inflationsbetrug niemals mitmachen würde.

    Und seine Kritik an den Sozialausgaben wurde mutwillig in die Richtung mißverstanden, in die Sarazin selbst sie mit polemischer Absicht überdreht hatte, als Kritik an Migranten, was sie im Grunde nicht war.
    Dergestalt verkürzt, konnte man den Fall nutzen, um Kritik an jeglicher Überfremdung schon mal zu tabuisieren, das alles in Vorbereitung der neuen Brüsseler Einwanderungspolitik.
    Hier wurde ein schon bestehendes, nur in letzter Zeit etwas gelockertes Tabu festgezurrt. Deshalb wurde der Sarrazin jetzt geschlachtet, nicht einzig und allein um ein Bollwerk gegen die Euroinflation zu beseitigen, sondern auch um Kritik an Migranten von vorneherein mundtot zu machen.
    Daß der Gute ja nicht nur Asylanten, sondern auch urdeutsche Hartz IV-Empfänger gleichermaßen gemeint hat, interessiert im Grunde nicht mehr.

    Ach Sarazin, du armer, mißverstandener Teufel. „Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Als Belzebub, den amerikanischen Geldsatan und seine europäischen Knechte auszutreiben, wärst du vielleicht ganz gut gewesen. Und deshalb bist du nun auch nicht mehr da.

    Und was kann die Volksinitiative daraus lernen? Sie sollte sich vielleicht schon mal eine Kampagne gegen die Inflation überlegen, wobei man nicht von Inflation sprechen sollte, das klingt so kalt und technisch. Wir wär’s mit „Preistreiberei“.
    Und was den Widerstand gegen weitere Zuwanderung angeht, den man durchaus m i t den bereits hier ansässig gewordenen Einwanderern gemeinsam führen kann, hat Lafontaine den Signalbegriff vorgegeben: Fremdarbeiter!
    Hier auf dem Blog habe ich vor einiger Zeit mal den Begriff „Lohndrückerausländer“ gelesen. Fand ich auch nicht schlecht.
    Wie wär’s mit dem Slogan:

    „Gegen Fremdarbeiter und Preistreiberei!“

  14. @ H.T.

    „Und seine Kritik an den Sozialausgaben wurde mutwillig in die Richtung mißverstanden, in die Sarazin selbst sie mit polemischer Absicht überdreht hatte, als Kritik an Migranten, was sie im Grunde nicht war.“

    Aber so verstanden wird von Großteil der Bevölkerung. Hätte er das nicht wissen müssen?

    „Dergestalt verkürzt, konnte man den Fall nutzen, um Kritik an jeglicher Überfremdung schon mal zu tabuisieren, das alles in Vorbereitung der neuen Brüsseler Einwanderungspolitik.“

    Hätte er das nicht auch wissen müssen? Herr Sarazin ist sicher alles mögliche, aber nicht dumm.

    „Hier wurde ein schon bestehendes, nur in letzter Zeit etwas gelockertes Tabu festgezurrt.“

    Sieh wohl so aus.

    „Deshalb wurde der Sarrazin jetzt geschlachtet, nicht einzig und allein um ein Bollwerk gegen die Euroinflation zu beseitigen, sondern auch um Kritik an Migranten von vorneherein mundtot zu machen.“

    Ja, wenn man eine Schein-Schlachtung als Schlachtung anerkennt, DENN all das musste er vorher bereits wissen.

    Schaun wir lieber mal was für feine Möglichkeiten sich dem Herrn Sarazin in Zukunft bieten werden, dann wird sichtbar werden, das er dafür belohnt werden wird.

    Bin mir natürlich auch nicht sicher, aber ich wette, es wird so kommen.

    Alles getimed und er war der Initiator, ganz bewußt.

  15. @H.T. Es ehrt Sie, dass Sie den armen, missverstandenen Sarrazin hier verteidigen, aber ich glaube erstens, dass er nicht „geschlachtet“ werden wird, zweitens geht es mehr um die menschenverachtende Wortwahl, die er an den Tag gelegt hat.
    Unter speziell muslimischen Migranten ist eben sein Satz übel aufgestoßen

    „Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.“

    Es ist nun mal so, dass die meisten Menschen nicht gern differenzieren und alles schnell in einen Topf werfen. Wenn nun ein Deutscher nun so ein „Kopftuchmädchen“ auf der Straße sieht, assoziiert er das doch schnell mal mitmeinem bildungsfernen Hintergrund und Familien, wo Kinder nur geboren werden, um möglichst viel Kindergeld einzustreichen oder gar mit Sozialschmarotzern. Sarrazin hat ja teilweise leider gar nicht mal Unrecht, und Kritik an Migranten ist auch kein Tabu, das tun wir in unseren Foren schon sattsam, denke ich. Einige unserer Freunde meinen sogar, ich würde die Muslime in Deutschland zu stark kritisieren, kann man sich vielleicht kaum vorstellen, ist aber so. Ich wehre mich nur gegen dieses pauschalisierende „Stimmung-Machen“, in Krisenzeiten besonders fatal, da da ganze Bevölkerungsgruppen schnell mal entmenschlicht werden, hatten wir ja schon mal. Sarrazin hätte sich einfach sachlicher und differenzierter ausdrücken sollen, das ist der Kritikpunkt
    Zu Ihrem Slogan;

    Statt „Fremdarbeiter“ würde ich lieber „Gegen Billiglöhne und Preistreiberei“ sagen, denn dann liegt der schwarze Peter nicht mehr beim Arbeiter, der,ob nun „fremd“ oder nicht, gezwungen ist, seine Arbeitskraft für Dumpingpreise zu verkaufen, sondern beim jeweiligen Arbeitgeber.

    @ronin: Schönes Video, das die Lage sehr grefffend darstellt. „Die Gesellschaft“, das sind wir alle. wer was verbessern will, kommt also nicht umhin, an sich selber zu arbeiten. Wir nehmen es ja mittlerweile auch in, dass jeden Tag 40000 Menschen verhungern, wir haben uns daran gewöhnt. Auch das ist ein Teil der sozialen Kälte. Die ganze Welt können wir aber nicht ändern – nur uns selbst und unser engstes Umfeld, zumindest muss man damit anfangen.

  16. >Ich wehre mich nur gegen dieses pauschalisierende „Stimmung-Machen“, in Krisenzeiten besonders fatal, da da ganze Bevölkerungsgruppen schnell mal entmenschlicht werden, hatten wir ja schon mal. Sarrazin hätte sich einfach sachlicher und differenzierter ausdrücken sollen, das ist der Kritikpunkt

    Das sehe ich auch so, da stimme ich U. H. zu … ansonsten hat aber H. T. auch recht, wenn er darauf hinweist, daß die „Lohndrückerei“ vorrangig auf die EU und ihre „Multikulti“-Einwanderungspolitik zurückzuführen ist:
    >Wir werden erleben, daß aufgrund von EU-Vorgaben mehr Asylanten und Flüchtlinge ins Land kommen. Außerdem wird das Arbeitsverbot für Asylanten fallen.<

    Es ist auch durchaus zutreffend, daß die Mehrheit der hier lebenden "Migranten" an weiterer Zuwanderung von "Lohndrücker"-Arbeitskräften gar nicht interessiert bzw. dagegen ist … ganz im Gegenteil zu den Grünen und ihren Nachbetern in SPD und Linkspartei.

  17. @Umm Hussain

    „Die ganze Welt können wir aber nicht ändern – nur uns selbst und unser engstes Umfeld, zumindest muss man damit anfangen.“

    Ja und deshalb bin ich auch pessimistisch, denn man sieht soviel Kritik und so wenig Selbstkritik in der Welt.

    Selbst eine erfolgreiche Revolution, wird doch nur wieder ihre Kinder fressen.

    Aber wer weiß, vieleicht geht ja doch einmal ein Bewusstseinsschub durch die Massen 😉

    Der ist auch recht interessant:

    grüßle, ronin

  18. Das ist Satire und mehr nicht 🙂
    Der Einfluß stalinistischer Sekten wie etwa der MLPD ist ja doch praktisch gleich null.

  19. Seid wann ist Berlin bitte sehr Party-Hauptstadt in Europa ? Auch vor 15 Jahren wo ich noch so jung war ab und zu mal auszugehen, gabs es für eine soo große Stadt recht wenig ( heute m.E. noch viel weniger ) Was es gab und gibt sind dreckicke primitive und meist recht kleine Szene-Clubs. Gepflegte Groß-Raum-Clubs mit Lasershow und anderer Spitzenausstattung gibt es m.E. in Berlin gar nicht mehr. Man muss raus aus Berlin um so etwas zu finden. Sowas gibst aber sonst schon im Mittelstädten. Auch die beiden die es bis Mitte der 90er in Berlin noch gab waren m.E. für 3,4-Millionen Einwohner sehr wenig. Aber sowas würde in Berlin gar nicht laufen, wenn hier jemand nen neuen Club aufmacht, so müsste man das Holz der Bar der Stühle tc-mit chemischen Methoden schnell voraltern, einritzen und die Lichtshow-Scheinwerfer mit Kiff-Qualm vormattiern…
    Sorry, der ganze Ku-Damm ist heute nachts tot. Was in Mitte oder Prenzelberg alles abgeht weiß ich jetzt nicht, aber Berlin als Partyhauptstadt Europas ? Das war früher mal Rimini, ich glaube nicht, dass Berlin da je ran kommen wird. Bei versifften kleinen Sub-Kultur-Clubs glaube ich hingegen gerne, dass Berlin hier führend ist. Aber auch nur in bestimmten Gebieten. Im gesamten Bezirk Reinickendorf ( ca. 250.000 Einwohner ) gibt es fast nichts. Wie auch? Berlin ist ja nach Dessau die Rentnerhaupstadt !

Hinterlasse einen Kommentar