Antideutsche = Faschos

Ein Supersong von diebandbreite

Vor einigen Tagen habe ich hier zwei Artikel zum Thema neuer Faschismus, Antideutsche und Neocons gepostet.

Ohne jede Kommunikation hat sich die Duisburger Band diebandbreite demselben Thema gewidmet und hat dieselben Thesen entwickelt – nur, dass sich das musikalisch noch sehr viel GEILER anhört. Der Song „Der Antideutsche“ auf ihrer neuen CD „Hexenjagd“ ist ein gesungener Diskussionsbeitrag, und dennoch tanzbar – das ist der Wahnsinn!

Unten meine Vorstellung der CD (aus: ND; 05.01.2009) und der Text des Songs. Übrigens: Auf der ersten Veranstaltung der Volksinitiative am 10.01.2009 waren zwei Leute der Band dabei. Einer wurde beim anschließenden Überfall zusammengeschlagen und lag blutüberströmt am Boden. Die Schläger waren höchstwahrscheinlich Antideutsche …

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aus: Neues Deutschland, 05.01.2009

Neudeutsche Welle

Von Jürgen Elsässer

In grauer Vorzeit, in den 80er Jahren, gab es im Westen mal eine
politische Abteilung der Neuen Deutschen Welle – Popmusik in der
Landessprache mit Texten, die die Opposition gegen Faschismus und
Krieg tanzbar machten. Die wichtigsten der damaligen Akteure gingen
den Weg ihres großen Vorbildes Joschka Fischer: Etwa Campino von den
»Toten Hosen«, der sich im vergangenen Jahr mit den Worten zitieren
ließ: »Lafontaine ist für mich ein Brechmittel.« Oder Wolfgang
Niedecken von BAP, der bereits 1999 für den Krieg gegen Jugoslawien
trommelte und jüngst sein Kämpferherz auch für Kongo entdeckte: »Wir
sollten nicht wieder kneifen und uns dringend an einer Eingreiftruppe
beteiligen.« Kann man diese Musici nicht mit dem Fallschirm über Kivu
abwerfen, damit sie »uns« vorangehen beim Töten und Sterben? Udo
Lindenberg wenigstens blieb zivil, aber die Likörchen im Grand Hotel
Abgrund haben seinen Intellekt nicht gerade gefördert.
Marxseidank muss man den Frust nicht unbedingt mit Hochprozentigem
ertränken, denn es gibt hochpotenten Nachwuchs: diebandbreite, eine
Band aus dem heruntergekommensten Loch des ehemaligen Ruhrpotts, aus Duisburg. Kenner haben sie letzten Sommer auf dem ND-Pressefest
gehört, jetzt präsentieren sie mit ihrer neuen CD »Hexenjagd« ihr
ganzes Können.

Musikalisch ist alles drin, was das Herz begehrt: Rap, Rock,
Balladen, Reggae, Fusion. Lebten wir in vernünftigen Zeiten und
Diether Dehm wäre Kulturminister, würde diebandbreite auf allen Wellen
dudeln und uns mit easy sound und hartem Beat fit machen, körperlich
und geistig.
Jedenfalls: Die 19 Titel bringen nicht nur die müden Knochen, sondern
auch die grauen Zellen auf Trab. Denn Leadsänger Wojna und seine Jungs
liefern eine wichtige Diskussionsvorlage für die Linke. Schwerpunkt
der CD ist die Diskussion um Faschismus , Überwachungsstaat und die
sogenannte (!) islamische Gefahr. »Selbst gemacht« – so der Hit des
Samplers – sind nämlich nicht nur die Anschläge des 11. September,
auch in Europa fingierten die westlichen Geheimdienste Terror »unter
falscher Flagge«, damit »Doktor Schäuble« und andere Vorwände für
einen totalen Orwellstaat bekommen. Antifaschismus (»Kein Sex mit
Nazis«) ist für die Band Selbstverständlichkeit, doch provokativ und
wichtig ist, dass sie auch die sogenannten Antideutschen – also
selbsternannte Linke, in Wahrheit rabiate Moslemfresser – mit dem
braunen Label versehen: »Sag et doch offen raus, datt du Türken hasst,
(…) datt du Palästinenser-Tücher am liebsten verbrennen willst
(…) Doch du nennst dich Antideutscher, und nennst dich antinational,
hältst dich für links, doch bist wahrhaft ein Fa-scho!« Dagegen helfen
die besten Traditionen der Sozialdemokratie, aus der Wojna kommt:
»Glück auf, der Steiger kommt!« in Rap-Version. Das fetzt!

aus der CD „Hexenjagd“:

Der Antideutsche

Du bist seit Jahren Aktivist in der Antifa, und bist für Ausländerrechte auf die Straße gegangen. Mach meinen Kumpel nicht an! Dat war deine Devise … Dann bist du damals aus dem autonomen Zentrum maschiert, und an der Bushaltestelle ist es dir dann passiert, et waren drei oder vier, sie nahmen dir dein Handy und deine Würde … In dir hat sich die Wut gestaut, du hast es tausend mal durchgekaut, warum beklauen dich die Menschen, denen du dein Leben schenkst. Du hattest für die Typen keine Empathie, eher Sympathien für die NPD, wolltest dein Leben zurück, doch am Ende gab’s für dich doch noch ne Lösung:

Jetzt bist du Anti-Deutscher, jetzt bist du antinational, nennst dich links, doch bist wahrhaft ein Fascho! Jetzt bist du Anti-Deutscher, Und bist ein Moslem-Hasser, denn Zions Feinde sind schließlich auch deine.

Sachet doch offen raus, datt du Türken hasst, datt der Libanese dir nicht in dein Stadtbild passt, datt du Palästinenser-Tücher am liebsten verbrennen willst … Schlag doch vor, hier die Moscheen wieder einzureißen. und alle Muslime aus dem Land zu schmeißen. Gib es doch zu, du Feigling: Du bist ein Faschist!

Doch du nennst dich Anti-Deutscher, und nennst dich antinational, hälst dich für links, doch bist wahrhaft ein Fascho! Ja, du nennst dich Anti-Deutscher, denn du kommst mit deinem Leben nicht klar, Bis’n Faschist, der zu eitel für ne Glatze is.

Du bist einer mit dem man nicht mehr reden kann, denn jedes Wort nagt bei dir an deinen Lebensplan. Du prügelst dich ab und an gar mit den alten Kollegen! Du hast dat Reden leider aufgegeben, jeder mit ner anderen Meinung ist nicht wert zu leben, erinnerst du dich noch daran, wie sowat damals geendet ist? Ich kann ja gut verstehen, datt et einfach ist, wenn man jeden Morgen weiß, wer der Böse ist. Nur ist dat nicht ein Stück weit ne Lösung, die endlich zum Frieden führt.

Warum bist du Anti-Deutscher? und nennst dich antinational? Ey komm! Hör doch auf mit dem Fascho-Gehabe! Warum bist du Anti-Deutscher? Denk nur für einen Augenblick klar! Bist du dazu denn nicht in der Lage?

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