COMPACT-Editorial: Zurück zur D-Mark, Frau Wagenknecht!

Der Leitartikel von Jürgen Elsässer

COMPACT hat in der Oktoberausgabe das Titelthema „Zurück zur D-Mark“. Mehrere Beiträge beschäftigen sich damit. Unten folgt das Editorial des Chefredakteurs.

COMPACT 10/2011 ist bei den meisten Abonnenten schon eingetroffen, am Kiosk wird es ab Donnerstag zu haben sein. Sicherer für den potentiellen Leser – und für den Verlag ein Beitrag zur Minderung derVerluste, die bei der Markteinführung eines neuen Printmagazins immer entstehen – ist es, wenn Sie COMPACT abonnieren. Dann erhalten Sie auch zu den COMPACT-Premierenveranstaltungen freien Eintritt (so am Donnerstag, 6.10., mit Rolf Hochhuth: „Viethaus“, Berlin-Mitte, Leipziger Straße 54, Beginn 19 Uhr). So, nun aber der Auszug aus dem Editorial von COMPACT 10/2011.

 Rotkäppchen und die Deutsche Mark

Es war einmal ein kleines Land. Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen lebten sieben fleißige Stämme – Bayern, Schwaben, Hessen, Niedersachsen, Westfalen, Rheinländer und Friesen aller Couleur. Die Frauen hatten den Schutt des Krieges weggeräumt, die Männer fuhren ins Bergwerk ein oder schwangen die Hämmer. Mancherorts klapperte noch die Mühle am rauschenden Bach, ansonsten surrten die Fließbänder. Das früher recht streitsüchtige Völkchen war nämlich friedlich geworden. Statt Geld in der Rüstung zu verpulvern und ganz Mittelerde zu unterwerfen, bauten sich die Leute schmucke Häuschen und modernisierten ihr Werkstätten. So wuchs ihr Wohlstand, und sie wurden auf mehreren Gebieten Weltmeister. Die hießen Fritz Walter und Marika Kilius, aber auch Daimler Benz und Magirus Deutz.

So oder so ähnlich könnten wir unseren Enkeln die Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik erzählen, die Zeit des Wirtschaftswunders und der ersten Jahrzehnte danach. (…)

Die alte Bundesrepublik war besetzt, aber wenigstens auf finanziellem Gebiet souverän. Dies ermöglichte ihr eine völlig andere Geldpolitik, als sie in den USA oder Großbritannien betrieben wurde. Die D-Mark war so hart, weil das Geldmengenwachstum an das Wirtschaftswachstum gekoppelt wurde. Nur was erarbeitet wurde, konnte auch ausgegeben werden. Umgekehrt sorgte, bis zum Beginn der 80er Jahre, die CDU/CSU kaum weniger als die SPD dafür, dass die kleinen Leute auch etwas zum Ausgeben hatten. Wer ordentlich Profite machte, musste ordentliche Löhne zahlen und im Inland Arbeitsplätze schaffen. Gutes Geld für gute Arbeit, das war das Modell Deutschland.

An diese goldenen Zeiten erinnert die Kommunistin Sahra Wagenknecht in ihrem aktuellen Buch Freiheit statt Kapitalismus. Dass ein Rotkäppchen Konrad Adenauer nicht mehr für den bösen Wolf hält und dessen Ordoliberalismus würdigt, ist zweifellos originell. Doch sie übersieht, dass im Rahmen der EU die soziale Marktwirtschaft keine Chance mehr hat. Die bestehenden Verträgen sind ein Passpartout für transnationalen Heuschrecken, kein Staat darf ihre „Kapitalverkehrsfreiheit“ einschränken. Das bisschen, was für der Oma ihr klein‘ Häuschen noch übrig war, wird gerade von den Euro-Rettern verfrühstückt. Großmutter Angie, warum hast du so ein großes Maul?

Wer zurück zum Wirtschaftswunderland Adenauers will, muss also aus der Euro-Zone aussteigen und die D-Mark wiedereinführen. Wie das geht, kann man auf den nächsten Seiten studieren. Ob Rotkäppchen das liest? 

(Lesen Sie den vollständigen Text in der Printausgabe von COMPACT. Bestellen kann man hier.)

15 Kommentare zu „COMPACT-Editorial: Zurück zur D-Mark, Frau Wagenknecht!

  1. Wahnsinn, kann der schreiben!
    Nur eins haben Sie vergessen: Ludwig Ehrhard konnte nur deshalb so erfolgreich sein, weil ihm weitreichende Kompetenzen gegeben wurden, nicht gar so weit weg von einer autoritären Führung. Hingegen war der Marshall-Plan ein aufgelegter Schwindel.

  2. Und eine weitere interessante Meldung, die mit den o.g. Protesten in Zusammenhang steht:

    „Marines Headed to Occupy Wall Street to Protect Peaceful New York City Protesters?“

    http://www.munciefreepress.com/node/24503

    Das könnte ein Anfang sein – erhebt sich das amerikanische Volk wider die „ökonomischen Royalisten“ ?

  3. Sollte Deutschland zu einer nationalen Währung zurückkehren, die den Gesetzen der D-Mark gehorcht, dann wird der gesamte Euroraum zusammenbrechen. Dies kann die Geburtsstunde freier souveräner europäischer Staaten sein. Kann!

    Interessant sind die aktuellen Entwicklungen in England. Die Anti-EU Bewegung scheint im Aufwinf zu sein. Eine Volksabstimmung über den Verbleib in der Gemeinschaft scheint möglich. Könnte ein Austritt der Engländer auch die anderen europäischen Staaten befreien?

  4. jürgen, du könntest doch sahra anrufen oder ihr schreiben oder sie sonstwie kontaktieren und sie mal fragen, ob sie deinen artikel liest. vielleicht kommt ja so eine art querfront mit ihr zustande und möglicherweise lädst du sie mal ein als sprecherin auf einer der veranstaltungen (von compact oder so). es muß ja nicht immer freeman, hörstel, junge freiheit oder suleiman wilms sein…

  5. hurrikan: frau wagenknecht hat ein interview abgelehnt, „aus Zeitgründen“.

  6. Schade eigentlich, dass Frau Wagenknecht „keine Zeit“ für Jürgen Elsässer hat, denn ich stelle mir ein Interview oder eine Gesprächsrunde recht spannend vor! Ob Frau Wagenknecht die Bezeichnung „Kommunistin“ verdient, halte ich für fragwürdig, immerhin ruht ja auch ihre Mitgliedschaft in der KPF der PdL. In Wirklichkeit wird sie nur die Nähe zu esoterischer Querfrontpolitik meiden wollen. Das kann sie aber auch deutlich sagen, ohne nach „höflichen Ausreden“ suchen zu müssen! 😉

  7. körnerpicker: Am besten, Sie nehmen selbst mal Kontakt mit ihr auf und sagen ihr Bescheid.

  8. Herr Elsässer, Sie liegen richtig in der Annahme, dass sie auch für mich „keine Zeit“ hätte! 😦

  9. EU-Wirtschaftsregierung raus aus dem Programmentwurf!

    Lieber Genossin Wagenknecht

    Die antinationalen Positionen in der PDL sind mit echter Demokratie nicht vereinbar. Sie sind nicht einmal mit der real-existierenden parlamentarischen Demokratie vereinbar. So ist die Forderung nach einer EU-Wirtschaftsregierung antidemokratisch. Die notwendigen Voraussetzungen für eine EU-Wirtschaftsregierung sind nicht erfüllt:

    1. Es müssen erst alle Bevölkerungen Europas dem Souveränitätsverzicht zustimmen(Konsensprinzip) und
    2. das EU-Parlament muss vollständige Parlamentsrechte erhalten.

    Eine EU-Wirtschaftsregierung würde dann am Ende eines solchen Prozesses stehen, oder auch nicht. Diese EU-Wirtschaftsregierung schon jetzt einführen zu wollen ist unvereinbar mit der linken Programmatik(Demokratie, Humanismus, Internationalismus). Die LINKE kann sich nicht über die legitimen Interessen und dem Volkswillen der anderen EU-Bevölkerungen hinwegsetzen. Eine andere Erklärung für die Forderung nach EU- Regierung (und Euro-Bonds) liegt evtl. in möglichen Koalitionsverhandlungen nach der nächsten BT-Wahl mit SPD und Grünen. Aber schon heute ist sicher, welche Form und welchen Inhalt diese EU-Wirtschaftsregierung dann haben würde. Die LINKE würde dadurch die Diktatur in Europa mit einführen helfen. Das wäre dann Massenbetrug an den Mitgliedern und Wählern.

    Die Forderung nach einer EU-Wirtschaftsregierung muss aus dem Entwurf des Parteiprogramms raus (Zeile 162)!

    Ich bitte Euch, einen entsprechenden Antrag an den Bundesparteitag zu formulieren.

    mit solidarischen Grüßen

  10. @spqr: Genau! Einen Kommentar von Jürgen sollte das schon wert sein oder ein Bericht in der November-Ausgabe.
    Übrigens: Mein Wunsch nach einem guten Oktober-Heft wurde mehr als erfüllt (im Vergelich zum September-Heft). Bravo,
    weiter so!!

  11. Ich habe soeben auf „seniora.org“ einen Beitrag von Webster Tarplay vom 03.10.11 gefunden über Spekulationsattaken aus Washington und London gegen den € gefunden, der mich so überzeugt hat, daß ich entgegen meiner bisherigen Meinung überzeugt bin, daß sowohl J.Elsässer, Schäffler u.a. unbewußt
    den atlantischen Finanzoligarchen in die Hände arbeiten.
    Unbedingt lesenswert!!

  12. rubo: Der Artikel von Tarplay ist interessant, ob er mit seinen Ideen recht hat, kann ich nicht sagen, dafür fehlt mir das genaue Verständnis in diesen Geldangelegenheiten.

    Das Problem ist aber, dass er das Problem der EU allein finanzpolitisch betrachtet. Das sterben der europäischen Völker, das Ende jeder Demokratie und andere Verbrechen der Eurokraten beleuchtet er nicht. Ich würde lieber in einem armen, gesundgeschrumpften deutschen Nationalstaat leben, als in einem wohlhabenden, gesichtslosen EU-Staat.
    Die Geschichte hat gezeigt, dass alle Völker irgendwann den unstillbaren Wunsch nach Souverenität haben und aus Völkerverbünden ausbrechen…….deshalb auch der Versuch der NWO, die Völker zu vernichten bzw. einen Bevölkerungsaustausch zu versuchen.

  13. @Tom:
    Dem Inhalt Ihres 2.Absatzes vertrete ich vollinhaltlich auch, hatte ich in meiner 1.Stellungnahme nicht bedacht.
    Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß noch irgendwelche Wünsche von Völkern beachtet werden, wenn der Dollar eines Tages wieder einzige Handelswährung ist.

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