Elsässers IRAN-Buch: „Überzeugende Belege“

Schweizer Magazin rezensiert „IRAN – Fakten gegen westliche Propaganda“

Das Schweizer Monats-Magazin ZEITPUNKT – nicht zu verwechseln mit den ebenfalls sehr guten Schweizer ZEIT-FRAGEN, was aber eine Wochenzeitung ist – ist eine Alternative zur Mainstreampresse und in unserem Nachbarland, teilweise aber auch bei uns sogar am Kiosk erhältlich. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Schwerpunktthema „Medien – Masse – Manipulation“. Ebenfalls in dieser Ausgabe findet sich die unten dokumentierte Rezension meines Buches. – Wer ZEITPUNKT bestellen möchte, schreibt an ZEITPUNKT, Werkhofstrasse 19, CH-4500 Solothurn (mail@zeitpunkt.ch). Leseproben gibt es auf http://www.zeitpunkt.ch

(Beginn Rezension ZEITPUNKT)

Christoph Pfluger

Iran, ein Schurkenstaat?

Baut der Iran Atomwaffen und strebt er die Vernichtung Israels an oder ist dies womöglich nur das Bild, das der Westen schafft, um früher oder später einen präventiven Angriffskrieg zu rechtfertigen? Wer hinter die propagandistischen Schlagzeilen schaut, kommt zum Schluss: Hier wird ein souveräner Staat mit List und medialem Dauerbeschuss kriegsfertig gemacht.

Der Iran ist für den Westen ein unbequemer Staat: Er ist strategisch einzigartig gelegen und seit Jahrtausenden praktisch ununterbrochen souverän. Er hat seine reichen Ölquellen nicht preisgegeben, er hat sich als islamistischer Staat organisiert, in dem Allah verehrt wird und nicht der Gott Mammon und er sorgt für die Zeit nach dem Öl vor. Zudem unterstützt er mit der Hisbollah eine Organisation, die nicht nur besser für die palästinensischen Vertriebenen im Südlibanon schaut als der Westen, sondern auch bereit ist, sich gegen Israel mit Waffengewalt zu wehren. Es gibt also Gründe zuhauf, warum sich die USA und die Kräfte, für die sie stehen, nichts sehnlicher wünschen als einen Regimewechsel. Dieser Wunsch hat sich seit 1951, als Mossadeq Ministerpräsident wurde und die Ölvorkommen verstaatlicht hatte, immer wieder manifestiert. 1953 putschten die britischen und amerikanischen Geheimdienste Mossadeq aus dem Amt und setzten den ihnen ergebenen Reza Pahlevi als Schah ein, mit dem sie bis zur islamischen Revolution 1979 durch Ajatollah Khomeini beste Geschäfte machten. Seither ist der Iran wieder ein Land, das mit allen Mitteln den westlichen Interessen untertan gemacht werden muss. 1980 überfiel der Irak, ermuntert von den USA den Iran. Ab 1985 belieferten die USA übrigens in bester machiavellistischer Manier beide Staaten mit Waffen. Dies verlängerte den Krieg und vergrösserte die Zerstörungen – zu wessen Vorteil?

1987 verbreiteten israelische Medien erstmals Gerüchte über ein angebliches iranisches Atomwaffenprogramm, das im Verlaufe der Jahre zu einem eigentlichen Krieg ohne Waffen führte mit Handelsembargo, diplomatischer Isolation, offenen Kriegsdrohungen und militärischen Zwischenfällen. Aber noch immer wollte der Iran nicht fallen. Um den angestrebten «Regime Change» zu erreichen, denken massgebende Kreise in den USA und Israel nun daran, einen als Präventivschlag deklarierten Krieg zu führen und stellen den Iran als Land dar, gegen den, ähnlich wie im Fall Iraks ein völkerrechtswidriger Krieg rechtfertigt werden kann. Zu diesem Zweck wird seine Führung als gemeingefährliches, irrationales Regime dargestellt, das sich Atomwaffen bastelt, um damit Israel zu vernichten. Diesem Erklärungsmuster folgt der kleine Band «Iran – Fakten gegen westliche Propaganda»*, und er zeigt überzeugend, mit welcher Hartnäckigkeit der Westen den Iran mit Propaganda der übelsten Sorte überzieht. Im Folgenden drei Beispiele unter vielen, die in dem Buch ausführlich dargestelllt werden:
– Fehlübersetzungen: Berüchtigt ist die Aussage des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad «Israel muss von der Landkarte gelöscht werden» – einer von vielen nachweislichen Übersetzungsfehlern, die von den Medien wider besseres Wissen ständig wiederholt werden. Gesagt hat er tatsächlich: «Dieses Regime, das Jerusalem besetzt, muss von der Karte der Zeit verschwinden.» Gemeint hat er, dass die zionistische Herrschaft genauso wie das Schah-Regie oder der Kommunismus an sein Ende kommen werde. Auch die Bezeichnung Ahmadinedschads als Holocaust-Leugner geht übrigens auf eine Falsch-Übersetzung zurück, die nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist und zum Bild eines neuen Hitler in Teheran beiträgt. Wie wichtig diese falschen Interpretationen für die westliche Strategie sind, zeigte die «Jerusalem Post» am 22. Juni 2008 gleich selber, als sie titelte: «Irans Aussage von der Zerstörung Israels darf in der Übersetzung nicht verloren gehen».
– Irans angebliches Atomwaffenprogramm: Hier sind die Verhältnisse etwas komplexer als dass sie in einem kurzen Abschnitt umfassend dargestellt werden können. Aber: Der Iran hat ein Recht auf friedliche Nutzung der Atomenergie und befolgt weitgehend die Bestimmungen des Atomwaffensperrvertrags und der Int. Atomenergie-Agentur, im Gegensatz zu Israel, Pakistan oder Indien. Und: 2007 konstatierten sämtliche US-Geheimdienste in einem gemeinsamen Bericht, der Iran habe sein Atomwaffenprogramm 2003 aufgegeben. Von einer Bedrohung Israels durch den Iran kann also keine Rede sein, zumal Israel mit den USA im Rücken militärisch drückend überlegen ist. Trotzdem wird dem Iran seit 2008 offen und unverhohlen mit Krieg gedroht.
– Angebliche Wahlmanipulationen: Sogar seine Gegner und US-Wahlforscher prognostizierten einen überlegenen Wahlsieg Ahmadinedschads. Trotzdem gelang es mit einem Trick, seinen Sieg als Wahlbetrug darzustellen. Über Twitter und per SMS verbreiteten iranische Oppositionsgruppen kurz nach Schliessung der Wahllokale eine offiziell klingende Meldung, der Wächterrat habe dem Oppositionellen Moussavi zum Sieg gratuliert. Als drei Stunden später der Sieg Ahmadineschads mit über 60 Prozent der Stimmen offiziell bekannt gegeben wurde, war der Vorwurf des Wahlbetrugs sofort auf dem Tisch. Und er wurde mit Argumenten begründet, die von den westlichen Medien unreflektiert übernommen wurden. Ein Beispiel unter vielen: Ein Wahlbetrug sei offensichtlich, weil an einzelnen Orten mehr Stimmen abgegeben wurden als Stimmberechtigte registriert seien. Verschwiegen wurde, dass nach iranischem Recht bei Präsidentschaftswahlen irgendwo im Land gewählt werden kann. Auch Moussavi gewann schliesslich in einigen Städten mit über 100 Prozent Wahlbeteiligung.

Was der schmale Band überzeugend belegt: Hinter den meisten Vorwürfen an den Iran stehen haltlose Lügen, verkürzte Darstellungen oder «Nachrichten», die von westlichen Geheimdiensten oder ihren Ablegern im Iran – es läuft ein klandestines Destabilisierungsprogramm für 400 Mio. Dollar jährlich – fabriziert oder verbreitet werden. Anstatt diese Propaganda-Realität auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, verbreiten sie die westlichen Medien und funktionieren damit gewissermassen als Waffe. Das Diktum «Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst» stimmt also nicht, wie Jürgen Elsässer, der Herausgeber des Buches treffend feststellt. Vielmehr muss die Wahrheit zuerst tot gemacht werden, um Krieg führen zu können.

Die Lektüre demonstriert, dass sich die Flut von Lügen, Halbwahrheiten und Verdrehungen nicht durch einzelne Ganz-Wahrheiten eindämmen lässt, sondern nur durch ein möglichst vollständiges Hintergrundbild, mit dem die täglichen News-Bytes fast automatisch den richtigen Platz finden. Und für ein solches Hntergrundbild muss man ein paar Stunden Lektüre, im Minimum gegen hundert Seiten, investieren. So viel sollte ein Stück Wahrheit allemal wert sein.
Christoph Pfluger

Jürgen Elsässer (Hrsg.): Iran – Fakten gegen westliche Propaganda. Kai Homilius Verlag, 2009. COMPACT Band 14. 104 S. Euro 7.50.
Mit Beiträgen von Jürgen Elsässer  (über die US-Kriegspolitik von 1951 bis heute, über den unaufgeklärten Neda-Mord, über Bush und Obama) Thierry Meysssan vom französischen Réseau Voltaire (über die «Twitter-Revolution»), Virginia Tilley («Die Erfindung eines neuen Hitler»), Wilhelm Langthaler («Rafsandschani und andere Profiteure»). Besonders aufschlussreich ist der Beitrag der Gruppe Arbeiterfotografie zu den gefälschten Ahmadinedschad-Zitaten und von Shayan R. Arkian (Argumente gegen den Vorwurf der Fälschung der Präsidentschaftswahlen)Iran,

34 Kommentare zu „Elsässers IRAN-Buch: „Überzeugende Belege“

  1. JE ist zu gratulieren für dieses Buch. Es ist, so weit ich weiß, das einzige, das die Dinge, die über den Iran zusammen gelogen werden, richtig stellt.

    Jeder einzelne Ostermarschierer sollte es gelesen haben, jeder einzelne der heutigen sog. Antifaschisten, um wieder auf vernünftige Positionen zu kommen.

    Eines muss man an der Schweizer Rezension jedoch korrigieren:

    „Der Iran ist … seit Jahrtausenden fast ununterbrochen souverän.“

    Das stimmt nicht. Im Gegenteil: Der Iran wurde in seiner inzwischen 7000jährigen Geschichte wegen seiner wichtigen Handelswege (z. B. in Richtung Indien) und seiner Bodenschätze sowie wegen seiner wichtigen strategischen Lage immer wieder Opfer von Invasionen und Besetzungen.

    Den Sowjetunion-Fans sei gesagt, dass im August 1941 die Sowjetunion zusammen mit Großbritannien den Iran besetzten, weil die damalige Regierung unter Reza Shah gute Beziehungen zu Deutschland unterhielt.
    So etwas tut eigentlich kein marxistisch-leninistischer Staat, liebe kommunistische Nostalgiker.

    Der Iran wurde immer wieder vom Ausland, besonders von den großen britischen Gesellschaften ausgeplündert, wobei man sich die Korruptheit der iranischen/persischen Monarchen zunutze machte. Nadir al-Din Shah verhökerte sogar die Takakíndustrie an die Engländer, wodurch das Nationalgefühl der Iraner, Liebhaber des Tabaks, zutiefst verletzt wurde. Julius de Reuter erhielt vom persischen Monarchen jede Menge Konzessionen – fast über das gesamte Vermögen des Landes im 19. Jahrhundert. Die anglo-iranische Ölgesellschaft plünderte die Ölvorräte des Irans, bis Mossadegh 1951 diesen Konzern, heute BP genannt, verstaatlichte, was dann zwei Jahre später den Putsch gegen ihn zur Folge hatte, der vom Enkel Theodor Roosevelts, Kermit Roosevelt, im Auftrag der CIA und in enger Abstimmung mit den Briten organisiert wurde und im zweiten Anlauf erfolgreich war. Präsident Eisenhower hatte nur unwillig seine dafür Zustimmung gegeben.

    Dies brachte Mohammed Reza Shah, den Sohn Reza Shahs, der 1941 nach der Besetzung des Irans freiwillig abgedankt hatte, an die Macht, der nichts anderes war als eine US-Marionette und 1979 von den Iranern davongejagt wurde. Zwischendurch war man ihn schon mal losgewesen, unter Mossadegh.

    Gerade weil der Iran so wenig souverän war und immer mit ausländischen Interessen und Besetzungen zu tun hatte, erwachte der Nationalstolz der Iraner und verband sich mit dem Gerechtigkeitssinn des schiitischen Glaubens zu einem tödlichen Mix für die arroganten ausländischen Mächte und Blutsauger -in erster Linie die Briten und Amerikaner.

    Diese Entwicklung wird sich nie wieder rückgängig machen lassen. Dessen könnt ihr, die Westmächte, die sich heute massiv in die inneren Angelegenheiten des Iran einmischen, gewiss sein.

    Es gibt ein gutes Buch über den Putsch gegen Mossadegh, das heißt:

    „All The Shah’s Men“, von Stephen Kinzer über den Putsch der Amerikaner gegen den Iran 1953. Sehr lesenswert, wenn auch der Autor kein Freund der Islamischen Revolution ist und die iranische Führung mit dem Terrorismus in Verbindung bringt, aber er ist ein entschiedener Gegner einer Einmischung und ein ebenso entschiedener Gegner von Putschen und Kriegen gegen den Iran.

    Über dem Einband steht:

    „The Folly to Attack Iran“ – Die Dummheit, den Iran anzugreifen.

    Den heutigen Kriegstreibern ins Stammbuch geschrieben.

    Es wäre wirklich eine Dummheit oder Narretei, nicht nur ein Verbrechen, die den Urhebern den letzten Einfluss im Nahen und Mittleren Osten nehmen würde, wenn sie sich denn dazu entschlössen.

  2. “ Er hat seine reichen Ölquellen nicht preisgegeben, er hat sich als islamistischer Staat organisiert, in dem Allah verehrt wird und nicht der Gott Mammon…“
    Und das ist der springende Punkt, der bisher viel zu wenig Beachtung fand, und genau deswegen wird Iran nicht untergehen, egal was USrael machen wird, es wird auf sie und ihre Vasallen zurückfallen.
    Gut statt „islamistisch“ wäre „islamisch“ besser, aber insgesamt ist das ein Superkommentar!

  3. Der Iran Krieg wird kommen, weil die besessenen Verückten es wollen. Wir können nichts dagegen tun.
    Wir sind in deren Augen nur das blöde Vieh, welches es zu versklaven gilt. Die okkulte Macht ist so groß und so boshaft, dass man sie nicht verstehen kann ! Weder die Ziele noch den Nutzen. Klar ist dennoch der Weg den sie gehen, nämlich die NWO mit ALLEN Mittelen durchzusetzen und ich weiß nicht wofür, aber sie tun es, mit schrecklichen Auswirkungen.

  4. @HAML:

    Wir sollten wirklich nicht so viel Pessimismus verbreiten.

    „Die okkulte Macht ist so groß und so boshaft, dass man sie nicht verstehen kann “

    Egal wie groß diese „okkulte Macht“ ist, wer immer das sein soll:

    Es gibt EINE, die auf jeden Fall GRÖSSER ist!

  5. Jeder, der diese Buch und die insgesamt sehr gute Besprechung aus der Schweiz unter die Leute bringt (zB bei YouTube oder Twitter) und darauf hinweist, evtl. auch mails an diverse Zeitungen mit dem Hinweis darauf schreibt, leistet einen kleinen Beitrag dazu, unser und anderer öffentiches Meinen im Sie des Repekts und der Kriegsverhinderung zu beeinflussen. Jeder auch noch so kleine Beitrag hilft.
    Ruhg auch an MdBs schicken, auch wenn die das nicht sehen wollen. Aber erste Zwiefel werden am Ende doch gesät.
    Dank an JE für das mutige Buch!

  6. Das Recht des Iran auf die friedliche Nutzung der Kernenergie ist unbestritten. Und daß die iranische Regierung den sich selber gerne als „Weltgemeinschaft“ bezeichnenden imperialen Staaten die Stirn bietet, mach sie in gewisser Hinsicht sympathisch. Und dennoch: Der Feind meines Feindes ist nicht automatisch mein Freund. Mangelnde Gewaltenteilung, Todesstrafen für öffentlich verkündete Apostasie vom Islam, Hinrichtung Minderjähriger (Fall „Atefah Sahaaleh“: Erhängen an einem Kran wegen unkeuschen Verhaltens), Steinigungen bei Ehebruch (laut AI im Berichtsjahr 2003 immerhin noch zwei Fälle), Folter und Mißhandlungen an Gefangenen (Fall „Zahra Kazemi“), Strafbarkeit einvernehmlicher homosexueller Handlungen unter Erwachsenen: Alles auch nur „westliche Propaganda“? Dies ist keine rhetorische Frage. Ich lasse mich gerne aufklären.

  7. @gantenbein:

    Wollen Sie behaupten, die genannten Punkte rechtfertigten einen Weltkrieg und die Zerstörung des Iran? Um DIESES Thema geht es hier nämlich! Mit welchen Ländern wollten Sie danach weiter machen? Mit Saudi-Arabien? China? Syrien? Venezuela? Pakistan? Kuba? Sollten wir dann nicht gleich noch im Westen weitermachen? Denn auch hier werden immer wieder Menschenrechte verletzt. Natürlich stünden die USA mit ihrem Beharren auf der Todesstrafe an vorderster Stelle.

    Sagen Sie bitte Bescheid, falls Sie in einem Weltkrieg für das geeignete Mittel zur Durchsetzung Ihrer Vorstellung von Menschenrechten halten. Falls sich Diese Meinung durchsetzt, suche ich mir schnell noch einen anderen Planeten, denn von diesem hier wird danach nicht mehr viel übrig bleiben.

    (Übrigens: in der Sowjetunion wurde unter Stalin weitaus heftiger gegen Menschenrechte verstoßen. Müssten Sie deshalb nicht Hitlers Angriff als einen Feldzug für die Menschenrechte gutheißen?)

    Oder sind gar Sie kein Kriegshetzer, sondern einfach nur etwas schwer von Begriff? In diesem Fall darf ich Sie freundlich darauf hinweisen, dass die von Ihnen genannten Punkte in diesem Kontext einfach überhaupt nicht relevant sind!

    Es geht hier nicht darum Herrn Ahmadinedschad einen Heiligenschein aufzusetzen. Es geht hier auch nicht darum, Ein Tribunal über den Iran anzuhalten. Es geht ausschließlich darum, einer zynischen und verbrecherischen Kriegshetze das Wasser abzugraben.

  8. Na, immer mit der Ruhe! Gantenbein hat doch nur ein paar Fragen gestellt, und das durchaus unaufgeregt. Warum nicht darauf antworten?

  9. Daß ich gegen einen Krieg gegen den Iran bin, hatte ich im Diskussionsstrang zum Beitrag „Video: Iransolidarität in Hamburg“ vom 27.2.2010 auf diesem Blog bereits gesagt.

  10. „Es gibt EINE, die auf jeden Fall GRÖSSER ist!“

    Ich stimme Ihnen zu, Verehrteste.
    Doch wie sagt man und das wohl zu Recht: Vertraue auf Gott, doch binde dein Kamel an.

    Will sagen, die menschliche Vernunft muss siegen oder zumindest deutliche Signale setzen, sonst, so ist zu befürchten, wird auch „der Große“ nicht eingreifen.

  11. „Es geht hier nicht darum Herrn Ahmadinedschad einen Heiligenschein aufzusetzen. Es geht hier auch nicht darum, Ein Tribunal über den Iran anzuhalten. Es geht ausschließlich darum, einer zynischen und verbrecherischen Kriegshetze das Wasser abzugraben.“

    An Ihren Worten ist einiges dran und im Lichte dessen, ist am Artikel von J.E. auch für mich nichts zu beanstanden.

    Es ist schon fast widerlich, wie sich die Dienste unserer Freunde der weltweiten Demokratie, unter die Völker mischen, um für jene Unruhen zu sorgen, die dem unbedarften Zeitungsleser ein Eingreifen befürwortbar erscheinen lassen.

    Anonsten teile ich Gantenbeins Ansichten, auch wenn diese Betrachtungen nicht Inhalt dieses Themas sind.

    Sie müssten da nicht so heftig reagieren. Es darf doch hier jeder seine Meinung äußern, ohne befürchten zu müssen gleich abgestraft zu werden?

  12. Ganz richtig, Philippe! Steppenwolf sollte sich entschuldigen, im Sinne des guten Diskusionsklimas. Und Ihre Fragen sind statthaft …

  13. @Steppenwolf: Das war aber wirklich etwas überreagiert, muss ich sagen.

    @Philippe: Leider habe ich jetzt keine Zeit, aber zu Ihren Anmerkungen könnte Nadi vielleicht ein paar Worte bis dahin sagen. Auch wenn ich befürchte, dass Sie weder ihm noch mir glauben werden, aber er ist immerhin Iraner, im Gegensatz zu mir. Ich werde dazu heute abend Stellung nehmen, wenn ich die zeit finde.

    @Nadi (offtopic): Kann es sein, dass du mir auf einem bestimmten Forum eine pn geschrieben hast? Da komme ich leider nicht mehr rein, und deine Emailadresse hab ich dummerweise verschusselt. Kannst du sie mir nochmal schicken?
    fatima@mmnetz.de

    khodahafez

  14. Sie haben ja Recht, ich habe die Diskussion unnötiger Weise auf eine persönliche Ebene getragen und bei meiner Replik über das Ziel hinaus geschossen. Ich möchte mich dafür bei gantenbein entschuldigen.

  15. So, ich fang mal von hinten an.
    @Philippe:

    “ Will sagen, die menschliche Vernunft muss siegen oder zumindest deutliche Signale setzen, sonst, so ist zu befürchten, wird auch “der Große” nicht eingreifen.“

    Das ist klar, aber ich wollte nur damit sagen, dass Pessimismus „es gibt Krieg, und wir können nichts dagegen tun, die okkulten Mächte sind zu stark usw.“ nichts bringt außer Resignation.

    Der Spruch , dass man das Kamel anbinden und dann auf gott vertrauen soll, ist übrigens von unserem Propheten.

    @ gantenbein:

    Dass der Feind meines Feindes nicht unbedingt mein Freund ist, ist auch normal, ich habe das gleiche Gefühl bei gewissen anderen Ländern auch. Nur weil die gegen USA sind, sehe ich mich noch nicht als ihr Parteigänger, soweit einverstanden.

    Wo sehen Sie mangelnde Gewaltenteilung im Iran?

    Wenn i ch nochmal die Verfassung der I.R.I. einstellen dürfte:

    http://www.eslam.de/manuskripte/verfassung_iri/verfassung_iri.htm

    Struktur:
    http://www.eslam.de/manuskripte/verfassung_iri/verfassungsstruktur.htm

    “ Todesstrafen für öffentlich verkündete Apostasie vom Islam“

    das ist nicht wahr.

    Es ist natürlich möglich, dass es Justizirrtümer gab, auch dort ist vieles vom Ideal noch nicht so umgesetzt, wie es soll. Laut Ayat. Khamenei 10 %.

    die gibt es hier auch, oder eben der bis jetzt ungeklärte Fall eines Inhaftierten Afrikaners in Dessau, der sich angeblich „selbst verbrannt“ haben soll. Die Ermittlungen wurden aufgrund des massiven Corpsgeistes innerhalb der Polizei eingestellt, und es kräht kein Hahn mehr danach. Ist deswegen ganz Deutschland schlecht bzw. rassistisch? Davonabgesehen,ist das nicht der einzige Fall dieser Art.
    Auch in den USA werden Todesstrafen vollzogen, noch dazu nach jahrzehntelangem Vegetieren in den Todeszellen, aber dagegen wird kaum protestiert, warum nicht? Am Pranger stehen momentan ausgerechnet China und Iran. Zufall?

    Das mit der Steinigung kann eigentlich nicht sein, da die schon lange im Iran ausgesetzt ist.

    „Strafbarkeit einvernehmlicher homosexueller Handlungen unter Erwachsenen: Alles auch nur „westliche Propaganda“?“

    Jegliche sexuelle Handlung in der Öffentlichkeit ist strafbar, denn, wie ich schon im Missbrauchs-Thread schrieb, gereicht es der Gesellschaft nach islamischer Auffassung zum Schaden, wenn Sexualität, egal ob Homo oder Hetero, in die Öffenthlichkeit getragen wird.

  16. Mangelnde Gewaltenteilung, Todesstrafen für öffentlich verkündete Apostasie vom Islam,
    @gantenbein
    „Hinrichtung Minderjähriger (Fall „Atefah Sahaaleh“: Erhängen an einem Kran wegen unkeuschen Verhaltens), Steinigungen bei Ehebruch (laut AI im Berichtsjahr 2003 immerhin noch zwei Fälle), Folter und Mißhandlungen an Gefangenen (Fall „Zahra Kazemi“), Strafbarkeit einvernehmlicher homosexueller Handlungen unter Erwachsenen: Alles auch nur „westliche Propaganda“? Dies ist keine rhetorische Frage. Ich lasse mich gerne aufklären.“
    Die bekommen sie natürlich verehrter gantenbein!

    Dazu sage ich also am Donnerstag konkret etwas, ich bin am Arbeiten und kann immer nur kurz was schreiben. Diese Punkte und noch mehr möchte ich aber tiefer beantworten und das braucht Zeit!
    Fatima hat kurz und Knapp einiges richtig angemerkt, mehr kommt aber Morgen!

  17. @ gantenbein

    Bezgl. gewünschte Aufklärung

    Ich spreche nur für mich und einige Antiimps.
    Solange diese, mittlererweile, reale Kriegsdrohung gegen den Iran läuft, sehen wir uns auf der Seite Irans.

    Es ist o.k Kritikpunkte am Iran anzubringen. Wir jedoch sehen in einem evtl. Krieg, einen wesentlich höheren Schaden für die Menschen im Iran, als das *Unrecht was dem Iranischen Volk durch seine Regierung zugeführt wird.
    (*Wobei wir hier vorsichtig sind, all zu viele Quellen sind trüb)

    Uns steckt der Iraq, (von dem hier viel zu wenig gesprochen wird) in den Knochen und in den Herzen.
    Saddam Hussein müsste vmtl. noch ein halbes Jahrtausend an der Macht sein um diesem, jetzt so arg geschundenen Volk, auch nur einen annähernd vergleichbaren Schaden zuzufügen wie das, sie wissen schon…..

    grüsse

  18. „@Philippe: Leider habe ich jetzt keine Zeit, aber zu Ihren Anmerkungen könnte Nadi vielleicht ein paar Worte bis dahin sagen. Auch wenn ich befürchte, dass Sie weder ihm noch mir glauben werden, aber er ist immerhin Iraner, im Gegensatz zu mir. Ich werde dazu heute abend Stellung nehmen, wenn ich die zeit finde. “

    Für mich wird es immer dort problematisch, wo eine Partei die Wahrheit in jeder Frage gepachtet zu haben scheint. Die Geschichte lehrt uns, dass dies niemals der Fall war. Ich kann solchen Menschen nicht vertauen, dass wäre schlimmer als Resignation.

    „Das ist klar, aber ich wollte nur damit sagen, dass Pessimismus “es gibt Krieg, und wir können nichts dagegen tun, die okkulten Mächte sind zu stark usw.” nichts bringt außer Resignation. “

    Resignation ist die Schwester des Untergangs und für mich ebenso inakzeptabel, wie für Sie.

    „Der Spruch , dass man das Kamel anbinden und dann auf gott vertrauen soll, ist übrigens von unserem Propheten. “

    Ich weiß. Es gibt einge Aussprüche „Ihres“ Propheten die mir sehr gefallen.

  19. Man muß doch zwei Fragen unterscheiden:
    1. Darf ein Krieg gegen den Iran stattfinden? Nein, auf keinen Fall!
    2. Ist die Islamische Revolution – so wie sie im Iran stattgefunden hat und stattfindet – ein „Befreiungsmodell“ – gar „für alle Völker“ –, wie ein Diskutant an anderer Stelle sagte? Allein im Kontext dieser Frage will ich die von mir wiedergegebenen Kritikpunkte verstanden wissen. An dieser Stelle erwarte ich aber auch eine ehrliche Diskussion. Und darunter verstehe ich nicht Aussagen wie: „In deutschen Abschiebegefängnissen ist auch schon mal ein Mensch verbrannt“ oder „In den USA werden auch Menschen hingerichtet“. Und so lautet mein persönliches Zwischenfazit auf Frage 2 ebenfalls: Nein, auf keinen Fall!

  20. Werter Herr Gantenbein,

    die 2. Frage kann ich nur mit ja beantworten, wenn die jeweiligen Völker so eine Revolution auch wollen1 Ob die nun genau so wie im Iran stattfinden soll, liegt auch wiederum im Ermessen der betreffenden Völker. Wenn die das nicht wünschen, dann kann – und darf! man sie ihnen auch nicht aufzwingen, insofern erübrigt sich ja die Frage geradezu.

    Mit den Beispielen aus Deutschland wollte damit nur darauf hinweisen, dass man aus Einzelfällen nicht auf das gesamte Staatsgefüge schließen kann, nicht mehr und nicht weniger.
    Die „ehrliche Diskussion“ liegt jetzt eher an Ihnen, da ich Sie konkret gefragt habe, wo Sie die mangelnde Gewaltenteilung im Iran sehen.

    Ansonsten erwarte ich mit Spannung die Erklärungen von Herrn Nadi.

  21. Liebe Frau Oezoguz ,
    Sie haben weder zum Vorwurf der Hinrichtung Minderjähriger (Fall „Atefah Sahaaleh“: Erhängen an einem Kran wegen unkeuschen Verhaltens) noch zum Vorwurf der Folter und Mißhandlungen an Gefangenen (Fall „Zahra Kazemi“) Stellung genommen. Lieber möchten Sie versuchen, den Vorwurf mangelnder Gewaltenteilung zu entkräften. Meinetwegen.
    Zunächst: Sämtliche von mir geschilderte Sachverhalte habe ich der Presse entnommen. Ich habe mir die Aussagen nicht zu eigen gemacht, sondern mit einer Frage verbunden: „Alles nur westliche Propaganda“? Nun habe ich zwar elf Semester an einer juristischen Fakultät verbracht, bin aber kein Spezialist für iranisches Verfassungsrecht. Problematisch im Zusammenhang mit dem Prinzip der Gewaltenteilung ist aber wohl die Stellung des Obersten Rechtsgelehrten. Vgl. dazu etwa den Eintrag bei wikipedia zum Iran: „In der iranischen Verfassung Artikel § 57 wird die staatliche Gewalt, also Legislative, Exekutive und Judikative, der religiösen Führung (welayat-e faghi) unterstellt. Alle drei Gewalten sind somit nicht autonom in ihren Entscheidungen, sondern abhängig vom geistlichen Führer Rahbar.“
    Daß jemand in deutschem Abschiebegewahrsam ums Leben kommt, ist gesetzlich nicht vorgesehen. Hier eine Verbindung zur im Iran staatlich sanktionierten Todesstrafe durch Erhängen am Kran herstellen zu wollen, ist – gelinde gesagt – unlauter und diskreditiert Ihr Anliegen.
    Ihnen stets zugeneigt. Gantenbein

  22. Verehrter Herr Gantenbein,

    was das Auswärtige Amt da schreibt, ist Unsinn.

    Ich habe zu dem anderen „Stellung genommen“ insofern, als dass es ja durchaus sein kann, dass es Justizirrtümer gibt.
    Außerdem fragten Sie doch nur, ob der Iran für alle Völker ein Modell sei, ich antwortete Ihnen daraufhin, dass das die Völker selber entscheiden müssen, ob und wieviel sie davon übernehmen wollen und nichts aufgezwungen werden darf.
    Warum versuchen Sie dann ständig, zu zeigen, wie schrecklich der Iran ist? Nehmen wir an, er ist noch viel schrecklicher als Sie beschreiben, all das rechtfertigt ja keinen Krieg, wie Sie selber sagen.

  23. Problematisch im Zusammenhang mit dem Prinzip der Gewaltenteilung ist die Stellung des Obersten Rechtsgelehrten auch, wenn man sich die auf http://www.eslam.de ausgewiesenen Quellen anschaut:

    Unter Artikel 57 steht dort geschrieben, dass die Legislative, die Exekutive und die Judikative unter der Aufsicht des wali-ul-amir (Imam der Ummah) stehen und unabhängig voneinander seien.

    Die Exekutive obliegt dem Präsidenten (Artikel 60), allerdings gibt es offenbar Fälle, die doch nicht ihm, sondern der islamischen Führung obliegen. Welche das sind, habe ich noch nicht versucht herauszufinden.

    Die Legislative (Artikel 58) obliegt der islamischen Beratungsversammlung, welche die Gesetze vorschlängt, welche vom Wächterrat (s.u.) bestätigt werden müssen.

    Zur Judikative (Artikel 61) findet sich nur die Aussage, dass diese entsprechend den islamischen Prinzipien organisiert ist.

    Schaut man nun das beigefügte Strukturdiagramm der iranischen Verfassung an, so ist festzustellen, dass der wali-ul-amr (Imam der Ummah) das Oberhaupt der Justiz direkt ernennt. Ebenso den Sicherheitsrat, das Oberkommando und die Revolutionswächter. Auch kontrolliert er das staatliche Radio/Fernsehen. Ebenso entsendet er sechs islamische Rechtsgelehrte in den 12köpfigen Wächterrat. Die restlichen 6 Mitglieder des Wächterrats werden von der iranischen Beratungsversammlung ernannt und müssen vom Oberhaupt der Justiz bestätigt werden. (Faktisch kontrolliert der Imam der Ummah also den Wächterrat). Ist dieser sich einmal mit den MItgliedern der Beratungsversammlung, die er selbst vorschlägt, nicht einig, agiert der Schlichtungsrat, welcher wiederum vom Imam der Ummah bestimmt wird.

    Der wali-ul amr (Imam der Ummah) kann vom Volk nicht direkt gewählt oder abgewählt werden. Dazu habe ich bereits in einem anderen thread geschrieben. Er kann lediglich von der Expertenversammlung (welche aus ca. 78 Geistlichen besteht, welche vom Wächterrat vorgeschlagen und dem Volk zu Wahl gestellt werden) im Falle der Unfähigkeit der Amtsausübung abgewählt werden.

    Ich weiß gar nicht, was es da an mangelnder Gewaltenteilung zu bezweifeln geben soll.

  24. Wen es interessiert, ein paar Anmerkungen zr sogenannten „Hujatiyyah“, die in einem Beitrag im Buch angesprochen wurde, leider weiß ich den Wortlaut nicht mehr, da ich das Buch verliehen habe.

    Wiki schreibt dazu dies:
    Zitat Anfang:
    „Die Hojjatieh-Gesellschaft (auch Ḥojjatiya, Hojatieh oder Hojatie) ist eine 1953 von Scheich Mahmud Halabi gegründete, halbgeheime, vielfach als extremistisch eingestufte schiitische iranische Organisation. [1]

    Sie richtet sich insbesondere gegen die Bahai, die sunnitische Richtung des Islam, und – durch ihren Einfluss auf das iranische Staatsgefüge – neuerdings auch vehement gegen Sufis. Die Gruppierung erfuhr einen beträchtlichen Aufschwung anlässlich der islamischen Revolution von 1979, als der Schah Mohammad Reza Pahlavi entmachtet und vertrieben wurde. 1983 wurde sie aufgrund ihrer Stellung gegen das System des Velayat-e Faqih (Herrschaft des Obersten Rechtsgelehrten) von Ayatollah Ruhollah Chomeini verboten. [2] Seit 2002 soll die Organisation wieder zusehends an Einfluss gewinnen.

    Zentraler Bestandteil der Ideologie der Hojjatieh ist die Auffassung, dass zunächst Chaos und Wirrnis gestiftet werden müssen, um die Wiederkunft des Mahdi, des Verborgenen Imam, zu beschleunigen. Nur so, argumentieren sie, könne eine genuine Islamische Republik installiert und der Islam zur Rettung der ganzen Welt werden – de facto durch Ausdehnung der Umma auf die gesamte Menschheit. Die Hojjatieh wurde mehrfach auch für systematische Gewalttaten gegen Regimekritiker, friedliche Demonstranten und diverse andere „Abweichler“ verantwortlich gemacht. Die Wiederkehr des Verborgenen Imam wurde seitens der Anhänger der Hojjatieh für das Jahr 2007 unserer Zeitrechnung erwartet.

    Der gegenwärtige Präsident des Iran, Mahmud Ahmadinedschad, wird zu den Unterstützern der Hojjatieh gerechnet. Als sein geistiger Mentor gilt Ayatollah Mesbah Yazdi, der als höchstrangiger Vertreter der Gruppe angesehen wird. Yazdi leitet das Imam-Chomeini-Institut[3], Zentrum für islamische Bildung und wissenschaftliche Studien in Qom. Präsident Ahmadinedschad hat 17 Millionen Dollar für die Ausgestaltung der Jamkaran-Moschee aufgewendet, die als Hochburg der Hojjatieh gilt.“

    Zitat Ende

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hojjatieh

    Gerade was Ahmadinejad und Ayat. Mesbah Yazdi angeht, ist das genaue Gegenteil der Fall, denn die beiden sind nämlich treue ANHÄNGER des Prinzip Walayat ul Faqih , deswegen werden sie von anderen oft als „extremistisch“ eingestuft.

    Vielmehr ist die Hojjatiyyeh eine quietistische Gruppierung, deren Ideologie lautet, dass man nur im stillen Kämmerlein beten und warten soll, bis der Erlöser erscheint und selber nicht aktiv werden darf. Ich habe mal Iraner gefragt, die sich auskennen, und mir wrde gesagt, dass diese Bewegung oder eher Ideologie, dass man sich gerade NICHT bewegen soll, von den Engländern initiiert wurde.

  25. Sehr verehrte Diskussionsteilnehmer,
    Herr gantenbein,

    Die Todesstrafe ist die Folge einer schweren Straftat im Islam/Iran. Sie ist immer ein Verlust für die Gesellschaft und ein trauriger Sieg des Diabolischen. Was die Hängung an einem Kran und die Betonung auf „Kran“ betrifft, kann ich soviel dazu sagen:
    Die Hängung wird an einem Strick vollzogen der an einem Kran befestigt wird. Statt einen Galgen aufzubauen, wird ein Kran zum Galgen.
    Kräne werden deshalb seit einigen Jahren genutzt, weil die Zuschauer nach der Erhängung den Toten Lynchen wollen um das zu verhindern wird der Tote nach seinem Ableben erstmal raufgezogen und der aufgebrachte Mob aus der Zone geführt. Die Menschen sehen in dem Gehängten nur einen schweren Straftäter, dessen Taten laut und öffentlich vor der Hängung den Menschen mitgeteilt werden. Im Iran wurden vor 2 Jahren 4 Personen gehängt die Gemeinschaftlich eine Frau 3 Tage lang vergewaltigten und anschliesslich verstümmelten. Sie hatte schwere Schnittwunden an ihren Geschlechtsteilen und übelste Wunden am ganzen Körper, kurz gesagt, diese Frau wurde ruiniert und zu einem menschliches Wrack gemacht! Die Hinrichtung solcher Menschen ist eher ein Segen als ein Verlust für die Gesellschaft, so bitter meine Worte auch klingen mögen. Öffentliche Hängung soll Abschrecken, das mag in europäischen Augen ein bizarrer Vorgang sein, ist aber aus der iranischen Sicht ein muss, um besonders schweren Straftaten zu begegnen.
    In der USA nehmen wenige zugelassene Schaulustige an der Hinrichtung eines Gefangenen teil, in einem Vorzimmer hinter einer Glaswand dürfen sie zuschauen, wie der Täter eine Giftspritze bekommt oder auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wird. Medial wird dann die Hinrichtung auf allen US Kanälen ausgeschlachtet und vor Ort wird LIve berichtet. Beide Verfahren dienen dem selben Zweck-der Abschreckung.
    Die Vergewaltigung eines Häftlings durch Personal ist kein iranisches Phänomen, jede Knasteinrichtung gleich ob sie West oder Ost angehört, hat solche schrecklichen Erfahrungen hinter sich. Lassen sie mich nicht darüber dozieren wie es in den Musterdemokratien ala US(A) Knästen zu geht.
    Im Iran gilt eine Frau mit 16 Jahren als Erwachsen. Nach Angaben der iranischen Justiz war Atefah Sahaaleh nicht 16 sondern 22 Jahre alt, nur westliche Medien behaupten, das sie 16 war. Vorgeworfen werden ihr durch die iranische Justiz eine Reihe von Dingen, Unzucht, Prostitution, schwerer Diebstahl und Drogenhandel.
    Ich war weder allerdings bei der Festnahme ihrer Person dabei noch kann ich oder Amnesty Inter. nachprüfen wessen Darstellung die richtigere ist. Ich kann nur wiedergeben was die iranische Presse zum Fall Atefah geschrieben hat!
    Betrachten sie den Iran nicht mit dem Staatsmodell, das sie sich zu wünschen pflegen, weder noch aus sozialistischer Staatsfühung noch aus westlich Demokratischen Verständnis heraus.
    Es ist ein islamisches Staatsmodell, das eben genau diese Gewaltenteilung vorsieht, die sie Kritisert haben.
    Sein sie nicht so irritiert, das wir einen obersten Führer haben, dessen Institution in Europa immer in ein Desaster endete. Sprechen wir von einer obersten Authorität, sprechen wir doch von keinem Diktator oder einem Gewaltherrscher, wir reden von einem Menschen, der eine hohe Stufe in der Spiritualität erreicht hat, der nicht nach Macht und Ansammlung irdischer Güter strebt. Ich war Gast bei Imam Khamenei und konnte mich vergewissern wie ein solcher Mann lebt, der faktisch von Jetzt auf Gleich in den Shahpalast einziehen könnte ohne das ihn irgendjemand verhindern kann. Legen sie zumindestens beim iranischen Führer für einen Augenblick, die festeingebrannte Denkweise vom „Einzelherrscher“ gleich Diktatur ab.
    Dieser Mann dient dem iranischen Volk!
    Dem Iran eine faschtoide Richtung anzuhängen ist Geschichtlich verblendet.
    Muslime können mit „Links“ und „Rechts“ überhaupt nichts anfangen. Und weil manche Linke/Rechte den Fehler machen, die islamische Revolution aus eben diesen ideologischen Winkeln zu betrachten unterliegen eben darum sämtliche Befreiunsmodelle, dem Versuch der Vorverurteilung oder der Verdammung.
    Als Muslim nenne ich mich weder Links noch Rechts aber ich kann bestimmte Elemente daraus durchaus mittragen und befürworten. Wer unter ihnen kennt schon das Befreiungsmodell der islamischen Revolution von Iran?
    Haben nicht damals die Linken nach der islamischen Revolution dem Iran applaudiert zu ihrem antiimperilaistischen Goal gegen die USA?
    Lassen sie uns lieber über Standpunkte verhandeln von denen wir alle etwas haben können und was zu einem konkreten Ziel führt, statt sich über die Todesstrafe oder dem Missbrauch des Rechts in iranischen Knästen zu unterhalten.
    Die iranische Justiz hat übrigens das Gefängnis geschlossen, indem die Missbrauchsfälle stattgefunden haben, das EVIN Gefängnis ist jetzt dicht und die Beamten stehen jetzt vor Gericht!

  26. @fatimaoezoguz

    Falls die Engländer die in Ihrem letzten Absatz genannte „Ideologie“ iniiert haben sollten, haben sie möglicherweise bei der Lehre Lao Tses (diese verfälschend, denn Passivität ist nicht gemeint) nachgeschaut:

    „Beim Nichtsmachen, bleibt nichts ungemacht“ (Tao Te Ching 48)

  27. Liebe Frau Oezoguz,
    sicher haben Sie recht, daß die Völker selber entscheiden müssen, ob und wieviel sie von der Islamischen Revolution übernehmen wollen. Doch vor jeder Entscheidung steht der Prozeß der Entscheidungsfindung. Und dafür braucht man Fakten. Daher habe ich mir erlaubt, ein paar Fragen zu stellen.
    Ich habe keineswegs a priori zu zeigen versucht, wie schrecklich der Iran ist. Allerdings bin ich auch nicht bereit, die Augen vor den Tatsachen zu verschließen oder zu bagatellisieren.
    Die Todesstrafe als gesetzlich vorgesehene Sanktionsmöglichkeit ist kein „Justizirrtum“. Allenfalls eine im Einzelfall irrtümliche Verhängung der Todesstrafe wird als „Justizirrtum“ bezeichnet. Daß Atefah Sahaaleh irrtümlicherweise zum Tode verurteilt und an einem Kran gehängt wurde, ist mir nicht bekannt, ändert auch nichts an der Tatsache, daß die iranische Rechtsordnung für eine Anzahl an Verfehlungen neben öffentlichen Auspeitschungen und Steinigungen auch die Todesstrafe vorsieht. Daß mögen Sie möglicherweise in Ordnung finden. Ich nicht.
    Alles kein Grund für einen Krieg. Immerhin da sind wir uns einig. Lassen Sie uns es dabei bewenden lassen.
    Gantenbein

  28. @Nadi:
    „Muslime können mit “Links” und “Rechts” überhaupt nichts anfangen. Und weil manche Linke/Rechte den Fehler machen, die islamische Revolution aus eben diesen ideologischen Winkeln zu betrachten unterliegen eben darum sämtliche Befreiunsmodelle, dem Versuch der Vorverurteilung oder der Verdammung.
    Als Muslim nenne ich mich weder Links noch Rechts aber ich kann bestimmte Elemente daraus durchaus mittragen und befürworten. Wer unter ihnen kennt schon das Befreiungsmodell der islamischen Revolution von Iran?“

    Das ist eben die Sache, dass viele Europäer, egal ob Linke oderRechte, ihr materiell orientiertes ideologisches Korsett nicht abstreifen konnten und immer noch die islamische Revolution als eine rein politische Bewegung sehen, selbst die, die sich nicht unbedingt als Gegner sehen. Leider erkennen die Wenigsten die spirituelle Haltung dahinter. Ein katholischer Theologe hat mal gesagt, dass man ohne Imam Hussain und Kerbala die islamische Revolution nicht verstehen KANN, und da hat er Recht.

  29. @fatimaoezoguz

    Ich verstehe die islamische Revolution nicht als eine rein politische Bewegung und sehe die spirituelle Haltung dahinter. Gerade deswegen kann ich ja auch das eine vom anderen nicht trennen. Die spirituelle Haltung und die politische Bewegung scheinen mir untrennbar von einander.

    Ich möchte mit „ich sehe die spirituelle Haltung“ übrigens keinesfalls ausdrücken, dass ich diese spirituell nachvollziehen kann.

    Auch würde ich dem katholischen Theologen darin zustimmen, dass man ohne Imam Hussain und Kerbala die islamische Revolution nicht verstehen kann. Mich persönlich erinnert der Märtyrertod Imam Hussains in Kerbala an den Glauben der Christen an den Märtyrertod Christi auf Golgatha. Dieser soll ja auch ebenso wiederkehren. Ich habe über diese Parallele aber noch nicht lange genug nachgedacht, um weitere Schlüsse daraus ziehen zu können.

  30. „Mich persönlich erinnert der Märtyrertod Imam Hussains in Kerbala an den Glauben der Christen an den Märtyrertod Christi auf Golgatha.Dieser soll ja auch ebenso wiederkehren.“

    Da ist schon durchaus was dran, auch wenn nach islamischer Ansicht Jesus nicht starb Dass er wiederkehren wird, sieht der Islam allerdings genauso.
    Ich war mal auf einer Karfreitagsprozession in Spanien. Das erinnerte mich schon ein klein wenig an die Trauerrituale zu Aschura, auch wenn es in islamischen Ländern lauter und ekstatischer abläuft.

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